MIT DEM EG-BANANENKRIEG AUF DU UND DU: Teures Kolonialprodukt
■ EG treibt mit Einfuhrbeschränkungen Bananenpreise hoch
Brüssel/Bonn (taz) — Der Deutschen liebste Südfrucht, die Banane, wird teurer. Eine Preissteigerung um mindestens fünfzig Prozent ist nach Angaben der Verbraucherverbände zu erwarten, falls die Zollpläne der EG-Kommission durchgesetzt würden. Die Brüsseler Kommissare waren sich über drastische Einfuhrbeschränkungen für Bananen aus Mittel- und Südamerika einig geworden. Ob mit Quoten oder sogar einem Einfrieren der Importmenge von „Dollar- Bananen“, die durch US-amerikanische Food-Konzerne vertrieben werden — die BürgerInnen müssen für die Früchte künftig tiefer in die Tasche greifen.
Durch die verhängten Importzölle, errechnete die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV), habe allein die deutsche Bevölkerung über eine Milliarde Mark pro Jahr mehr zu berappen. Vor allem die Verbraucher in Ostdeutschland, wo der jährliche Bananenverbrauch mit 27 Kilogramm pro Kopf fast doppelt so hoch wie in Westdeutschland liege, würden durch eine derartig drastische Preissteigerung besonders belastet. Bananen, so die AgV, seien dort besonders beliebt, da die Preise zur Zeit im Durchschnitt bei zwei Mark pro Kilo lägen, während Äpfel, Birnen, Pflaumen und Trauben in der Regel mit zwischen vier und sechs Mark pro Kilo wesentlich teurer seien.
Die Einfuhr der Dollar-Bananen hat sich in den letzten 10 Jahren auf jährlich 3,3 Millionen Tonnen verdoppelt. Davon werden allein 1,4 Millionen Tonnen von den Deutschen verspeist. Mit Importzöllen, wettern die Verbraucherverbände, wolle die Kommission die Bananen aus EG-Ländern, die sich trotz jahrelanger staatlicher Subventionen als wettbewerbsunfähig erwiesen hätten, weiter schützen. Doch vor allem Frankreich, Großbritannien und Spanien, die sich vehement für Einfuhrquoten eingesetzt haben, ist mit derartigen Maßnahmen vielmehr an Lieferungen aus Westindien, den Kanaren und Commonwealth-Staaten gelegen. Der entfachte Bananenkrieg kann sich für die ohnehin gefährdete Gatt-Runde als weiterer Stolperstein entpuppen. Kommt es mit den USA wegen der Bananen zu einem weiteren Handelsstreit, rückt eine Einigung in weite Ferne. es
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen