MIT DEM AUFSCHWUNG OST AUF DU UND DU: Treuhand erwartet Defizit
■ Schuldenlast drückt auf die Sanierung
Berlin (dpa/ap/taz) — Die Treuhand macht mehr Schulden als geplant: Im kommenden Jahr werde das Defizit nach ersten Berechnungen 31,5 Milliarden Mark betragen; Einnahmen von 12 Mrd. stünden Ausgaben in Höhe von 43,5 Mrd. Mark gegenüber, bilanzierte gestern Treuhand-Chefin Birgit Breuel. Für das laufende Jahr wird sich der Finanzbedarf der Treuhand mit 25 Mrd. Mark im vorgegebenen Rahmen halten. Die Ausgaben fallen allerdings mit 36 Mrd. um 7 Mrd. Mark niedriger aus als veranschlagt, ebenso die Einnahmen von rund 11 Mrd. Mark.
Die Treuhand-Chefin unterstrich, daß die Durchschnittserlöse je verkauftes Unternehmen weiter zurückgehen würden, da Großverkäufe 1992 nicht mehr zu erwarten seien. Die Höhe des Treuhand- Vermögens werde weit überschätzt. Als Gründe für die höheren Ausgaben nannte Breuel die Beseitigung der ökologischen Altlasten, die „Begleitung sanierungswürdiger Unternehmen“ sowie die Zinszahlungen für Kredite.
Erstmals werden im kommenden Jahr zudem Ausgleichszahlungen im Zusammenhang mit der Reprivatisierung ehemals verstaatlichter Unternehmen anfallen. Auch sind größere Ausgaben zur Ablösung verbürgter Liquiditätskredite fällig; die Zinsen für die von den Betrieben übernommenen Altkredite müssen von der Treuhand ausgeglichen werden.
Das sich aus den Verpflichtungen ergebende Defizit von 31,5 Milliarden Mark werde sich auch in den kommenden Jahren auf diesem Niveau bewegen, befürchtet die Präsidentin. Mit dem staatlichen Rahmen von 25 Milliarden Mark pro Jahr werde die Anstalt nicht mehr hinkommen. Allein der Personalaufwand für die Treuhandbetriebe frißt 1991 77 Mrd. Mark. Breuel warnte vor kommenden Tarifabschlüssen: „Ein Prozent Lohnerhöhung kostet 500 Millionen Mark.“
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