MIT ARBEITSPLATZKÄMPFERN AUF DU UND DU: Olympianer protestieren
■ Werkschließung versetzt Wilhelmshaven in Aufruhr
Wilhelmshaven (dpa) — „Die haben alle Wut im Bauch“, faßte einer der Betroffenen gestern in den Olympia-Werken in Wilhelmshaven die Stimmung der von Entlassung bedrohten rund 2.700 Beschäftigten zusammen. AEG-Vorstandsvorsitzender Ernst Georg Stöckl versuchte derweil auf einer Betriebsversammlung den Olympianern das Aus für die Büromaschinenfabrik zu erklären. Aber auch sein Wort von der angestrebten sozialen Abfederung und der Hinweis auf mögliche Anschlußbeschäftigungen bei neuen Mietern der Werkshallen beruhigte kaum jemanden.
Der Respekt für Stöckl, der vor der Belegschaft den Beschluß der AEG-Zentrale über die Schließung des Werkes Ende 1992 erläuterte, war spürbar. Persönliche Beleidigungen waren trotz der aufgeheizten Stimmung nicht unter den empörten Zwischenrufen. Als Stöckl bekundete, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, war für einige das Maß jedoch voll. Sie wollten sich nicht „verhöhnen lassen“, rief Betriebsratsvorsitzender Holger Ansmann unter starkem Beifall.
Keinen Zweifel ließ Ansmann, daß es mit dem Kampf um die 2.700 Arbeitsplätze nach den Nadelstichen, die man bisher ausgeteilt habe, erst richtig losgehen werde. Welche Aktionen er dabei im Auge hatte, verriet er nicht. Die Belegschaft werde einen Hurrikan entfachen, und der werde vor allem der Konzernmutter Daimler Benz wehtun, die ihr soziales Image mit dem Ende der Olympia-Werke verloren habe.
Hinter dem Kampf ums Überleben stünden nicht nur die betroffenen Beschäftigten. Schließlich werde eine ganze Region „ins Elend gestürzt“. Jeder dritte Arbeitnehmer in Wilhelmshaven und im Umland werde künftig ohne Perspektive sein.
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