MIT AMERIKA-ABENTEUERN AUF DU UND DU: BMW fährt Crash-Kurs
■ US-Autofabrik soll gewerkschaftsfreie Zone werden
Frankfurt/Main (taz/dpa) — Seit einer Woche geben sich die Vetreter der US-Gewerkschaft United Automobilworkers (UAW) in der Frankfurter IG Metall-Zentrale die Klinke in die Hand. Die amerikanischen Kollegen lassen sich von den deutschen Funktionären über ihre neuen Gegner, die „Manager aus Bavaria“ informieren. Seit der Ankündigung des BMW-Chefs Eberhard von Kuenheim, die neue Autofabrik in South Carolina solle gewerkschaftsfrei bleiben, gibt es nämlich Stunk. Die weißblaue Nobelmarke BMW plant, ihre Schlitten für den amerikanischen Markt ab 1995 nicht mehr in Deutschland, sondern im strukturschwachen Spartansburg vom Band laufen zu lassen. Niedrige Löhne und ein angeblich investitionsfreundliches Klima haben die Münchner Autobauer über den Teich gelockt.
Sollten die BMW-Manager an ihrer gewerkschaftsfeindlichen Position festhalten, haben die UAW-Funktionäre schon Aktionen parat: Von politischer Einflußnahme bei Umweltschutzauflagen bis zu offiziellen Boykottaufrufen gegen das Modell „BMW of America“ ist alles schon durchgespielt. Vor allem ein Aufruf zum Kaufboykott halten die US-Gewerkschaften für durchaus erfolgversprechend. Beim Vertrieb eines reinen US-Modells könne BMW ohnehin nicht auf das traditionelle Markenimage deutscher Wertarbeit und Spitzentechnologie setzen. Dabei wird unverhohlen auf den schmählichen Rückzug von VW aus den USA verwiesen. Volkswagen konnte die dort gefertigten Modelle nicht in ausreichender Zahl und damit profitabel absetzen.
Die von Kuenheim postulierte Grundhaltung versetzte auch schon andere Gewerkschaften in Aufruhr. Die IG Bau-Steine-Erden hat von ihrer US-Schwesterorganisation erfahren, daß bei der Auftragsvergabe für den Bau der BMW- Fabrik nur gewerkschaftsfreie Bauunternehmen zum Zuge kommen sollen. Die IG Metall hegt den Verdacht, daß BMW mit Unterstützung der Eigentümerfamilie Quandt (rund 60 Prozent Anteil) einen Präzedenzfall auch gegen die IG Metall schaffen will. es
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen