MAUT: INTERNATIONALES INTERESSE TROTZ VERZÖGERUNG : Kein Erfolg ohne Fehler
Die Maut funktioniert. Bislang problemlos. Damit sind alle Mäkler widerlegt. Doch so schnell gibt man das nicht zu. So meinen die einen, dass die Maut sich noch beweisen müsse, wenn der Güterverkehr erst wieder sein volles Ausmaß erreicht habe. Andere tönen, man könne erst von einem Mauterfolg sprechen, wenn in ein paar Jahren die Zunahme des Güterverkehrs mit dem System intelligent gelenkt werde.
Natürlich wird sich noch die ein oder andere kleine Panne einstellen. Aber darum geht es nicht, ist es nie gegangen. Innovation ist ohne Fehler nicht zu haben. Natürlich haben Teile des Mautkonsortiums Toll Collect, vor allem DaimlerChrysler, sowie die Politik einiges unnötig falsch gemacht. So war sowohl das Drängen auf einen schnellen Start durch den früheren Verkehrsminister Kurt Bodewig wie auch das lange Vertuschen des Ausmaßes der wirklichen Probleme durch Toll Collect eine schwere Belastung für das Projekt.
Wäre Verkehrsminister Manfred Stolpe nicht mit einer weisen Kombination aus Druck und Geduld an die Lösung gegangen, hätten wir inzwischen ein primitiveres System installiert wie in Italien, das zwar die Maut kassieren kann, aber für künftige Verkehrslenkung keine Optionen liefert. Viele der Kommentatoren, die jetzt noch immer verbissen das Haar in der Mautsuppe suchen, hatten dies vor einem Jahr gefordert. Und obwohl die Maut in Deutschland zwischenzeitlich zum Synonym für die Reformunfähigkeit des Landes geworden war, schreckt das andere Länder nicht. Aus Tschechien und Großbritannien kamen bereits Voranfragen, und gestern bekundete Schweden offiziell sein Interesse am deutschen Mautsystem – ausdrücklich trotz der Verzögerung.
Das „Mautdesaster“ sollte uns eine Lehre sein: wie Innovation funktioniert – und wie nicht. Microsofts neue Windows-Versionen etwa strotzen jedes Mal von Fehlern, und trotzdem wurde Bill Gates damit der reichste Mann der Welt. Es kommt nicht darauf an, fehlerfrei zum Erfolg zu kommen. Es kommt darauf an, eine Idee mit Mut zum Risiko zu verfolgen. Natürlich muss ein System irgendwann funktionieren – aber Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen. MATTHIAS URBACH