MATTHIAS LOHRE ÜBER DIE FÜHRUNGSLOSE FÜHRUNGSDEBATTE IN DER FDP : Mutlos in die Zukunft
Guido Westerwelle muss gehen – das finden mittlerweile nicht nur weite Teile der Öffentlichkeit und Westerwelles politische Gegner. Die Einsicht, dass mit dem bisherigen Parteichef nicht mehr alles anders, aber vieles schlechter wird, ist nun auch in der FDP gereift. Selbst die drei passenden Königsmörder sind bekannt. Doch diese zögern. Damit wirken sie selbst an der Krise ihrer Partei mit.
Sehr viele in der Partei trauen den FDP-Nachwuchshoffnungen Daniel Bahr, Philipp Rösler und Christian Lindner zu, sie aus dem Dauertief zu ziehen. Die Mittdreißiger haben die taktischen Voraussetzungen dafür: Sie kontrollieren den größten Landesverband (Bahr), besitzen Regierungserfahrung (Rösler) oder erarbeiten gerade ein neues Grundsatzprogramm (Lindner). Gemeinsam, so die Hoffnung, könnten sie die Partei wieder wählbar machen für Menschen, die unter Liberalismus noch etwas anderes als Steuersenkungen verstehen.
Doch jene FDPler, die den Machtwechsel immer lauter fordern, können ihn nicht umsetzen. Und die drei, die ihn umsetzen könnten, wollen es nicht. Zu Jahresbeginn schrieb das Führungstrio in spe über die FDP der 90er Jahre, diese sei „eine personell und politisch erschöpfte Funktionspartei“ gewesen. „Heute sind wir entschlossen, es zu solch einer Situation nie mehr kommen zu lassen.“ Doch die Situation ist längst da: Bahr, Lindner und Rösler müssen handeln.
Ihr Zögern straft fast zwei Jahrzehnte FDP-Selbstermächtigungsgerede Lügen: Nirgends zeigen sie „Mut zur Zukunft“, Eigenverantwortung, die Lust auf Herausforderungen. Je länger sie warten, desto weniger bleibt übrig von der Partei, die sie angeblich retten wollen.
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