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Luftschiff geht in Flammen aufPilot verbrannt

Nach dem Absturz eines Luftschiffs am Sonntagabend beim Hessentag im Taunus rätseln die Experten weiter über den Grund für das tödliche Unglück. Ein Mann war dabei im Wrack verbrannt.

Feuer im Himmel: Das Luftschiff verbrannte - noch weiß keiner, warum. Bild: dpa

REICHELSHEIM dpa/dapd | Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung setzten am Dienstagmorgen ihre Ermittlungen an der Unglücksstelle fort. Noch ist unklar, wie es zu dem Absturz des Luftschiffs kommen konnte, bei dem am Sonntag ein Mann starb. Das Werbe-Luftschiff war am Wochenende über dem Hessentag in Oberursel geflogen und nach einem missglückten Landemanöver in Flammen aufgegangen. Der 52-jährige Pilot kam ums Leben, drei Passagiere konnten noch unverletzt aus der Kabine springen. An Bord des Luftschiffs waren drei Journalisten, die Luftaufnahmen von dem großen Volksfest in Oberursel im Taunus machten. Der Zeppelin war am Sonntagabend um 18 Uhr in Reichelsheim gestartet und gegen 20.15 zu dem dortigen Flugplatz zurückgekehrt. Da bereits Brandgeruch zu vernehmen war, stiegen die drei Passagiere aus, indem sie aus niedriger Höhe über dem Rollfeld absprangen.

Wie ein Polizeisprecher sagte, gewann das somit leichter gewordene zweimotorige Prallluftschiff von Typ Lightship A60 dann wieder an Höhe und ging in Flammen auf. Der 52-jährige Pilot, ein Australier, verbrannte, das Wrack des Zeppelins stürzte schließlich wenige hundert Meter entfernt auf einem Feld ab.

Insassen berichten von Hitzewelle

Der Bad Homburger Pressefotograf Joachim Storch war mit an Bord des Luftschiffs und konnte sich wie seine beiden Journalistenkollegen von RTL, ein Mann und eine Frau, in letzter Minute aus dem Zeppelin retten. Storch erinnert sich, dass der Pilot seinen Passagieren "We had an accident!" ("Wir hatten einen Unfall!") zurief und dann noch: "I crashed the airship!" (Ich habe das Luftschiff zertrümmert!").

Schlagartig hätten die Insassen eine Hitzewelle vom hinteren Ende der Gondel, wo die Motoren sitzen, verspürt und seien aus niedriger Höhe durch Fenster und Tür abgesprungen. Der Pilot habe das Luftschiff nach dem ersten Bodenkontakt nicht unten halten können.

Das Prallluftschiff kommt anders als ein "richtiger" Zeppelin ohne inneres Gerüst aus, die Hülle steht unter Druck von nicht brennbarem Heliumgas. Laut Ermittlungsstand von Sonntagnacht zerschellte beim Aufsetzen auf die Rollbahn aus ungeklärten Gründen das kleine, einachsige Fahrwerk unter der Gondel. Offenbar kam es danach zu dem Brand.

Die drei Pressevertreter waren mit dem Goodyear-Zeppelin von der Wetterau in den Taunus geflogen, um den von tausenden Menschen besuchten Hessentag in Oberursel aus der Luft zu fotografieren und zu filmen. "Mike war ein routinierter Pilot", sagte Storch. "Er ist unseren Hinweisen immer minutiös und mühelos gefolgt."

Hessentag abgesagt

Die Firma Goodyear Dunlop, in deren Auftrag das von Lightship Europe Limited betriebene Luftschiff flog, reagierte schockiert auf den Unfall. Goodyear habe zwei derartige Luftschiffe für Werbezwecke gemietet, werde nun aber auch das zweite bis auf Weiteres nicht mehr einsetzen. "Zu diesem Zeitpunkt gelten unsere Gedanken und unser Mitgefühl der Familie und den Angehörigen des Piloten", erklärte die Reifenfirma weiter, aber auch dem Bodenpersonal und den Passagieren. Anlässlich des tragischen Vorfalls habe Goodyear die übrigen Veranstaltungen auf dem Hessentag abgesagt.

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2 Kommentare

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  • Q
    Querulant

    Wieso schreiben alle, es wäre ein Zeppelin gewesen? Es war ein Blimp, ein Prallluftschiff ohne inneres, starres Gerüst. Ein Zeppelin ist ein Luftschiff mit einem starren Innengerippe. Können die Journalisten nicht mal mehr anständig recherchieren? Selbst Wikipedia würde hierfür ausreichen...

  • KK
    Karl-Heinz Kekeisen

    Ein Zeppelin ist ein feststehender Begriff, wie der Autor im Artikel sogar richtig definiert: Luftschiff mit Gerüst. Warum dann im Artikel in Bezug auf das abgebrannte Prallluftschiff von Zeppelin die Rede ist, das verstehe wer will, ich nicht.

    Es gibt jedenfalls keine landläufig, übliche Bezeichnung von Prallluftschiffen als Zeppelin, das ist immer ein grober Fehler.