■ Mit der Luftfahrt auf Du und Du: Luftkämpfe um Kunden
Die internationale Luftfahrt verbuchte 1986 hohe Verluste. Allein die 151 Fluggesellschaften, die dem Internationalen Lufttransport–Verband IATA angeschlossen sind, flogen 1986 nach Angaben ihrer Organisation zwischen 600 und 800 Millionen Dollar (1,3 bis 1,7 Mrd. DM) an Verlusten ein. Ohne die gefallenen Treibstoffpreise wären die Verluste noch höher ausgefallen. Für 1987 hofft die IATA auf ein besseres Jahr, doch Voraussagen sind angesichts der wieder steigenden Kerosinpreise und des Dollarverfalls kaum möglich. Ein immens ansteigender Ausgabeposten ist auch das Anwachsen der Versicherungsprämien um bis zu 40 Prozent. Angesichts einer augenscheinlich dünner werdenden Finanzdecke ist die Konkurrenz der Flugzeugproduzenten um die Auftragserteilung für ihre Maschinen neu entbrannt. Von zentraler Bedeutung sind „Launching Customers“, will heißen Fluggesellschaften, die mit ihren Vorbestellungen die Entwicklung und den Bau neuer Flugzeugtypen überhaupt erst ermöglichen. Sie nehmen dabei aber gewöhnlich auch entscheidenden Einfluß auf Ausrüstung und Detail–Gestaltung der neuen Jets. Außerdem profitieren diese Erstkunden im Regelfall bei Vertragsabschluß mit besonderen Preisnachlässen. Die Lufthansa ist beim Airbus mit 15 festen und 15 anvisierten Maschinen des Langstrecken–Typs A 340 als „Launching Customer“ eingestiegen. Die Konkurrenz zwischen McDonell Douglas, Boeing und Airbus - den Herstellern der modernsten Langstreckenflugzeuge - hat auch erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung, und das nicht nur auf der Ebene des Arbeitsplatzarguments. Boeing etwa steht mit 5,9 Milliarden US–Dollar Auslandsumsatz im Jahre 1985 auf dem dritten Platz der Fortune–Liste der größten US–Exporteure. Schon wegen des hohen Preises ihrer Produkte beeinflussen sie deutlich die Handelsbilanzen der jeweiligen Heimatländer. Das US–Handelsbilanz–Defizit vor Augen, werden scharfe Töne aus Washington gegen den Airbus verständlich. geo
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