■ Lufthansa nur noch in Tegel: Keine Überraschung
Die Lufthansa hat nie verheimlicht, daß sie mit der Berliner Luftverkehrspolitik unzufrieden ist. Drei Flughäfen bedeuten für Passagiere aufwendiges und unübersichtliches Umsteigen und für Fluglinien überdurchschnittlich hohe Kosten für den Unterhalt von Schaltern, Werften und Personal über die gesamte Stadt verteilt. Daß sich die damals staatliche Lufthansa vor langem aus Schönefeld zurückzog und der jetzt privatisierte Kranich ab Januar nun auch nicht mehr von Tempelhof abhebt, kommt also nicht überraschend.
Die Entscheidung der Lufthansa darf aber auch als ein Versuch betrachtet werden, die „Blockade-Politik“ des Senats in der Luftverkehrspolitik zu durchbrechen. Seit seiner Wiedereröffnung im Jahr 1990 hat Tempelhof ein Defizit von 90 Millionen Mark angehäuft. Mit dem Abzug der Lufthansa fallen die Passagierzahlen um ein Viertel, was den Zentralflughafen noch unwirtschaftlicher macht und damit den politischen Druck erhöht, den Airport zu schließen. Dieser Druck ist bitter nötig. Mit seinen andauernden Verweisen auf einen umstrittenen Großflughafen, der irgendwo südlich der Berliner Landesgrenze gebaut werden soll, hat der Senat bislang nur eins demonstriert: Entscheidungen – wie etwa über die Schließung Tempelhofs, den Ausbau Schönefelds oder die Zukunft Tegels – werden nicht getroffen. Und auch nach dem Weggang der Lufthansa wird an Tempelhof festgehalten. Wieder wird als Grund der neue Großflughafen angegeben, denn bis zur Eröffnung des Mega-Airports brauche man alle Kapazitäten, heißt es bei Senator Haase. Die Blockade dringender Entscheidungen in der Luftverkehrspolitik geht also erst einmal weiter – durch eine Große Koalition, die sich wirtschafts- und verkehrspolitische Kompetenz auf die Fahnen geschrieben hat. Dirk Wildt
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