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London: Militäroption nicht ausgeschlossen

■ Britischer Außenminister warnt Irak vor Unnachgiebigkeit

London/Washington (afp/ap/adn) — Der britische Außenminister Hurd hat eine militärische Operation gegen den Irak nicht ausgeschlossen, sollte Bagdad an seiner starren Position festhalten. Im BBC-Fernsehen sagte er am Donnerstag, er denke, daß eine „militärische Option“ bestehe. Nach Ansicht des irakischen US-Botschafters al-Maschat wäre ein Angriff auf den Irak eine „Katastrophe“, vor allem für die USA. Der Irak wolle keinen Krieg und werde nicht den ersten Schuß abfeuern, erklärte al-Maschat. Der Diplomat verwies darauf, daß es dem UN-Sicherheitsrat immer noch nicht gelungen sei, eine Resolution zum israelischen Massaker vom Montag in Jerusalem zustande zu bringen. Dabei beschuldigte er Washington und die UNO, im Nahen Osten mit zweierlei Maß zu messen.

Großbritannien verstärkt indessen weiter seine im Golf-Gebiet stationierten Truppen. Am Donnerstag begann mit dem Flug einer größeren Gruppe von Offizieren die Verlegung des größten Teils der in Deutschland stationierten 7.Panzerbrigade in die Krisenregion. Die Panzer vom Typ „Challenger“ und anderes schweres Kriegsgerät sollen in der kommenden Woche per Schiff in Saudi-Arabien eintreffen. Das Hauptquartier dieser Einheiten soll in der Nähe der saudisch-kuwaitischen Grenze aufgeschlagen werden. US-Heer und Marineinfanterie haben am Mittwoch etwa 5.000 Reservisten zum aktiven Dienst einberufen. Damit sind mehr als 30.000 Angehörige der Nationalgarde und Reserve seit Ausbruch der Golfkrise mobilisiert worden.

Die deutsche Regierung hat nach den Worten von Verteidigungsminister Stoltenberg nicht die Absicht, zum gegenwärtigen Zeitpunkt „konkrete Zusagen“ über Waffenlieferungen an Saudi-Arabien zu machen. Stoltenberg verwies dabei insbesondere auf den augenblicklichen „Zeitpunkt einer sehr kritischer Zuspitzung im nahen Osten“. Der Verteidigungsminister bestätigte allerdings Meldungen, daß es in den letzten Tagen innerhalb der Bundesregierung „Sondierungen“ über solche Waffenlieferungen gegeben hat.

Erstmals seit drei Wochen hat wieder eine größere Gruppe von westlichen Ausländern Kuwait und den Irak verlassen können. An Bord eines von den USA gecharterten irakischen Flugzeugs trafen gestern mehr als 370 Personen, vor allem amerikanische Frauen und Kinder, auf dem Londoner Flughafen Gatwick ein. Die Maschine kam mit mehrstündiger Verspätung an. Als Grund dafür nannten Diplomaten zeitraubende Kontrollen des Konvois, mit dem der größte Teil der Evakuierten von Kuwait in die südirakische Hafenstadt Basra gebracht worden war. Die irakischen Besatzer haben den Flughafen von Kuwait- Stadt für den zivilen Verkehr geschlossen.

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