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Lokalkoloratur

Also, mit den Muttertagsblumen ist das ja noch ganz einfach: In den Kalender geguckt, Blumen beim Händler geholt, mittags bei der Empfängerin abgeliefert, wieder nach Hause gegangen: Business as usual. Auch Geburtstage lassen sich recht problemlos orten – zumindest das eigene Datum ist den meisten ja geläufig. Schwierig wird's nun denn, wenn es an politisch-geschlechtsspezifische Feierlichkeiten wie den Frauentag geht. Ein Phantom übrigens, von dessen Existenz manche Mitstreiterin während der gesamten Kindheit und Jugend nichts wusste; auch im Geschichtsunterricht fiel solch Bemerken nie. Anders wurd's, als Lehr- und Wanderjahre in der Nachwende-DDR angesagt waren: Mit einem Glückwunsch auf den Lippen und einer Blume in der frisch geseiften Hand begrüßten da männliche Kollegen die irritierte Wessa, die, tumb, nur schleppend begriff. Die Ossas nahmen's cooler, man kann auch sagen: erwarteten dergleichen; manche forderten Lied und Geschenk gar lauthals ein. Eine Gewohnheit, die sich frau in westlichen, sich gern anti-reaktionär gebenden Zeitungsgefilden schleunigst wieder abgewöhnen sollte. Sonst könnte sie böse zu zweifeln beginnen an der Solidität manch politischen Bekenntnisspruchs... ps

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