Lokalkoloratur:
„Er singt, zapft, kocht genial. Danke für Elbblick-Wirt Knut“, säuselt „Bild“ und klappert der feineren Meeres-Zeitschrift „mare“ nach, wo der eigensinnige Elbhang-Wirt Knut Balsam, Spitzname Kuno, jüngst zweiseitig groß herauskam: „Kuno macht alles.“ Ein treffendes Loblied, bloß fehlte eine entscheidende Schattenseite: Seit Jahren residierte Kuno in einem Geisterhaus, denn die Altonaer Adresse Olbersweg 49 stand auf der Abschusslis-te. Der schlichte Nachkriegsbau mit Blick übers Hafenwasser war der Wohnungsbaugesellschaft Saga eigentlich einen Abriss wert. Denn der Elbhanggrund unterhalb der Palmaille schreit nach verdichteter Bebauung für Leute mit dickem Geld. Aber Kuno blieb hartnäckig – nun will die Saga angeblich doch renovieren. Lohnend wärs, schließlich blüht bei Kuno ein Kneipenleben, nach dem man in Hamburg immer verzweifelter suchen muss. Und im „Elbblick“ ist Musik drin, allen voran Kuno mitsamt dem blinden Hermann an der Quetschkommode. Gleich hinterher die Bluespianisten Robert I und Robert II sowie eine ganze Schar talentierter Musikanten zwischen Rock, Jazz, Chanson, Improvisation und Publikumsbeschimpfung. Ein wunderbares Biotop! Hoffentlich noch lange.
plk
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