: Lohnendes Geschäft
Der Griff ins Klo: Benutzung öffentlicher Toiletten soll nach dem Willen des Senats künftig 50 Cent kosten. Die Schließung von einzelnen Standorten ist allerdings nicht vorgesehen
von PETER AHRENS
Wenn es drückt, kassiert der Senat. Schwarz-Schill will die Preise für die Nutzung der öffentlichen Toiletten deutlich erhöhen: Wer künftig aufs Klo gehen will, sollte immer ein 50-Cent-Stück bei sich tragen. Eine interne Drucksache, die gerade in der Behördenabstimmung kursiert, beschäftigt sich auf neun eng beschriebenen Seiten mit diesem Thema und schlägt die Erhöhung des Nutzungsgeldes auf einen halben Euro vor.
Bisher zahlt 20 Cent verlangt, wer eine der insgesamt 47 öffentlichen Toilettenanlagen in Anspruch nimmt. Damit gehörte die Klonutzung zu den wenigen Beispielen, dass sich Dinge durch die Euro-Einführung verbilligen – denn vorher musste man 50 Pfennig für seinen Toilettengang bezahlen.
Der Senat will diese Verhältnisse wieder geraderücken: Da der Jahresetat für das Betreiben der Anlagen mit 850.000 Euro ihm zu hoch liegt, sieht die federführende Umweltbehörde nur die Alternative: Erhöhen des Nutzungsgeldes oder Schließung von Standorten. Und das ist dem Senat denn doch zu heikel. Anlagen wie an den Landungsbrücken oder am Michel müssten „aus sozialen Gründen und wegen der Sauberkeit der Stadt“ erhalten bleiben. Wenn sie dichtgemacht würden, gehen die Menschen eben in die Parks, um ihr Geschäft abzuwickeln. Auch nicht schön.
Auch die Umwandlung der Toiletten in Kiosk-WC-Anlagen sei wenig Erfolg versprechend. „Der Markt für Kiosk-WC-Lösungen ist mangels Nachfrage erschöpft“, stellt die Drucksache, die der taz vorliegt, ernüchtert fest. Auch Automatiktoiletten sind keine Lösung, betont der behördliche Fachverstand: Zu teuer umzurüsten, zu schwierig zu warten. Letztlich werde das sogar mehr kosten, „sofern die Betriebskosten nicht durch Werbung finanziert werden können“. Und der Werbeträger Klo scheint bisher eher ein suboptimaler PR-Standort zu sein.
Der Senat hatte auch eine geringere Erhöhung auf 25 oder 30 Cent geprüft. Doch dann müssten die Leute gleich zwei Münzen bei sich haben, und das erscheint Schwarz-Schill „als technisch und praktisch problematisch“ und würde „Probleme für das Toilettenpersonal (Münzwechsel, ungeduldiges Publikum durch Wartezeiten an den Automaten) nach sich ziehen. Und Wartezeiten können bei einem dringenden Toilettengang schon fatale Folgen haben. Also hat die Behörde davon wieder Abstand genommen.
Mit einer Abgabe von 50 Cent erscheint es dem Senat dagegen möglich, „den erreichten Qualitätsstandard zu halten, der auch internationalen Vergleichen standhält“. In Berlin seien zudem gar Entgelte zwischen 50 Cent und einem Euro im Bahnhofsbereich üblich: „In der Regel betragen die Nutzungsentgelte bundesweit jeweils 0,50 Euro.“ Schließungen würden auf diese Weise vermieden. Die Privatisierung von Anlagen wird parallel weiter betrieben.
Die am häufigsten benutzte Klo-Anlage der Hansestadt, auch das erfahren wir in dieser Drucksache, ist die an den Landungsbrücken, die mit 140.000 Euro jährlich den Senat auch am teuersten zu stehen kommt.