■ Linsen Soufflé: Kreuzritter und genmanipulierte Hollywoodmonster
Eigentlich wollte Hollywood sparen. Nach „T2“, der an die 100 Mio. Dollar gekostet hatte, hieß es, daß das Ende der Fahnenstange jetzt endgültig erreicht sei. Doch die Geister, die die Studiobosse einst so selbstbewußt riefen, werden sie einfach nicht mehr los. Carolco Pictures zum Beispiel, bei Regisseuren und Schauspielern beliebt wegen der enormen Budgets, sucht gerade verzweifelt nach neuen Wegen, um die Produktionskosten für ihren Actionfilm „Crusade“, der im Herbst (Drehort: Marokko) vor die Kameras gehen soll, unter Kontrolle zu halten. Das ist, jeder weiß es, so gut wie unmöglich, denn einer der höchstbezahlten Hollywood-Schauspieler, Arnold Schwarzenegger, wurde für die Hauptrolle engagiert. Das Budget bewegt sich an der 100-Mio.- Dollar-Grenze, wird aber wohl weit darüber hinaus schießen. Schwarzenegger kassiert üblicherweise 15 Mio. Dollar pro Film plus einen Teil der Gesamteinnahmen. Für „Crusade“ verlangte das alternde Muskelgebirge erst einmal 10 Mio. Dollar vorab, und er sicherte sich den Großteil der Merchandisrechte. „Seit ,Ben Hur‘ hat es keinen Film dieser Größenordnung mehr gegeben“, prahlt jetzt schon Regisseur Paul Verhoeven, und man glaubt es ihm. Denn auch der gebürtige Niederländer („Total Recall“, „Basic Instinct“) ist nicht gerade für seine Zimperlichkeit berühmt. „Crusade – The Adventure For All Time“ soll ein gigantisches Epos über den ersten Kreuzzug im 11. Jahrhundert werden. Arnie spielt selbstverständlich den Hauptritter – und hier steckt eine kleine Gefahr der Gewinnminderung für den Minimalmimen. Das Kreuzritterspektakel (Arnie metzelt im Namen des Christentums haufenweise „Ungläubige“) dürfte für Kinder völlig ungeeignet sein und deshalb den Verkauf von Spielsachen, T-Shirts, Bettwäsche etc. erschweren. Doch sorgen wir uns nicht, Arnold ist noch immer auf seine Kosten gekommen. Ein Studiogott meinte unlängst, er würde jedes legale Mittel anwenden, um Kevin Costner zu kriegen, und jedes illegale, um einen Vertrag mit Schwarzenegger zu machen. Apropos Costner, auch er steckt gerade mitten in einer Mammutproduktion. Titel: „Waterworld“; Budget-Prognose: ebenfalls mehr als 100 Mio. Dollar. Costners Kumpel Kevin Reynolds wird wahrscheinlich im Juni mit der Inszenierung beginnen. Das postapokalyptische Nautik-Spektakel ist 500 Jahre in der Zukunft angesiedelt und zeigt den Überlebenskampf der Menschheit nach dem Schmelzen der Polkappen. Hört sich eigentlich schön gruselig an, ist aber harmlos im Vergleich zu Roger Donaldsons Science-fiction-Thriller „Species“, in dem es um ein genmanipuliertes Monster in Menschengestalt gehen wird. Niemand Geringeres als der Schweizer H.R. Giger soll die Titelfigur kreieren. Damit wird der eigenwillige Künstler erstmals seit seiner Arbeit zu Ridley Scotts „Alien“ wieder an einer großen Hollywood-Produktion beteiligt sein. Die Schaffung des legendären und heiß geliebten und bis heute einmaligen Weltraummonsters hatte Giger 1980 einen wohlverdienten Oscar eingebracht. Eine Wiederholung wäre in diesem Fall ganz nett. Karl Wegmann
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