■ Linsen Soufflé: Alte und neue Regielegenden in der Ruderbank
Am Montag trat einer der ganz Großen wieder hinter die Kamera. Michelangelo Antonioni, der 1966 mit „Blow Up“ den ultimativen Film über das Sehen drehte, ist wieder am Start. Die italienische Regielegende hat seit 1981 keinen Film mehr gedreht. Ausgerechnet Wim Wenders will dem inzwischen 81jährigen Antonioni jetzt bei der Verfilmung einer Kurzgeschichtensammlung als Co-Regisseur aushelfen. Während der Meister die vier Hauptgeschichten inszeniert, darf Wenders die Rahmenhandlung schnitzen. Einen Titel gibt's noch nicht. Ein anderer Kultregisseur, Jim Jarmusch, geht auf Nummer Sicher und springt auf den Westernzug auf. Die Dreharbeiten zu „Dead Man“ sollen nächste Woche beginnen. Für die Hauptrollen wählte Jarmusch Gabriel Byrne und Alle-lieben-ihn-Johnny Depp. Der niedliche Dauerbengel wurde übrigens kürzlich verhaftet, nachdem er in New York City ein komplettes Hotelzimmer in klitzekleine Stückchen zerlegt hatte. Starallüren! Mal sehen, ob Depp genauso zickig wird wie Jetzt-können-wir-sie-bald- nicht-mehr-sehen-Winona Ryder. Die sorgt schon wieder für starke Turbulenzen im Vorfeld zu den Dreharbeiten der Komödie „Boys“. Erst sagte sie zu, dann gefiel ihr das Drehbuch nicht mehr, und sie sagte ab, woraufhin Regisseurin Stacy Cochran sie zuquatschte und Winona wieder zusagte. Felsenfest steht jedoch ihr Entschluß, im Remake von „Sabrina“ nicht die Audrey-Hepburn- Rolle zu übernehmen. Das ist gut, denn Julia Roberts ist zu alt für den Part, vielleicht sehen wir also ein neues Gesicht... Zurück zu den Kultregisseuren. Mister David Lynch hat soeben die Pläne verworfen, die Komödie „One Saliva Bubble“ in Szene zu setzen. Statt dessen bereitet er sich intensiv auf „The Dream of the Bovine“ vor. Selbstverständlich hält Lynch sich total bedeckt, was Handlung und Besetzung betrifft. Besetzungsprobleme hat auch Rob Reiner. Für seinen „An American President“ war neben Robert Redford eigentlich Emma Thompson vorgesehen. Da die gute Emma aber erst noch Arnie Schwarzenegger in „Junior“ zu Vaterfreuden verhelfen muß, soll nun Nicht-die-schon- wieder-Michelle Pfeiffer den Job unter, oh pardon, an Redfords Seite übernehmen.
So, noch einen vergessen von den Top-Regisseuren? Aber ja! Superstar Terry Gilliam ist auch mächtig am Ackern und hat wie immer überhaupt keine Probleme. Die Mark Twain-Adaption „A Yankee at King Arthur's Court“ hat er wegen Finanzierungsproblemchen gerade auf Eis gelegt, dafür arbeitet der ehemalige Monty Python aber jetzt mit voller Kraft am Zeitreise-Abenteuer „12 Monkeys“, in dem Bruce Willis aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt wird, um die Ursache eines tödlichen Virus zu lokalisieren. Wie es von Gilliam erwartet wurde, gibt's auch hier Budgetschwierigkeiten. Kein Problem. Sollte das Projekt absaufen, dreht Frohnatur Terry eben „The Crowed Room“ nach dem Tatsachenroman „The Minds of Billy Milligan“. Von dem Buch ist Terry Gilliam ganz hin und weg. Kein Wunder, ist es doch die Geschichte eines Mannes mit 24 verschiedenen Persönlichkeiten.
Karl Wegmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen