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■ Linsen SouffléDer Tanz um den goldenen Grisham

Alle Jahre wieder geht der Rummel um den letzten John- Grisham-Erguß los. War es in der Vergangenheit so, daß Grisham nur zu rülpsen brauchte und die Majors standen Scheckheft bei Fuß, so ging es diesmal ein bißchen turbulenter zu. Grisham, maßlos verwöhnt durch die Box- Office-Hits „Firma“, „Akte“ und „Klient“, schickte wie immer sein neues Manuskript zur Vorablektüre an die Studios. Schlappe acht Millionen Dollar wollte er für die Filmrechte von „The Rainmaker“ – aber die Hollywood-Zampanos zeigten ihm den Stinkefinger. Langweilig und öde waren noch die freundlichsten Urteile, mit denen das neue Grisham- Patchwork belegt wurde. In dem geht's natürlich wieder einmal um einen jungen Anwalt, edel und gut. Der tritt gleich bei seinem ersten Fall gegen eine böse Versicherungsgesellschaft an, die sich weigert, die Behandlung eines an Leukämie erkrankten Jungen zu bezahlen. Rührstück also. Doch das Ding mit dem tollen Advokaten hatten die Studiobosse einmal zu oft gesehen, nein Danke! Der Autor war nicht amüsiert, schwer verärgert zog er sein Manuskript zurück – und landete doch einen Treffer. Denn kürzlich kam „The Rainmaker“ in die Buchhandlungen. Der Roman geht weg wie nix, schoß gleich in die Bestsellerlisten und ist jetzt Hollywoods meistumworbenes Filmprojekt. Die Bosse würden sich am liebsten ihre Stinkefinger abbeißen, denn für acht Mios sind die Rechte jetzt nicht mehr zu haben. Man munkelt, daß Grisham die Filmfritzen gebeten hat, sie mögen doch bitte bei einem Mindestgebot von 10 Millionen anfangen zu bieten. Eiskalt der Mann, schlechter Schreiber, aber Spitzenzocker. Das sieht man auch wunderschön an der versuchten Verfilmung von Grishams Debüt „Die Jury“. Die ganze Produktion steckt fest, und das nur, weil man dem Schreiberling ein Mitentscheidungsrecht bei der Wahl der Schauspieler zugesichert hat. So warten Regisseur Joel Schumacher und seine Schauspielercrew, bestehend aus Samuel L. Jackson, Sandra Bullock, Brenda Fricker und Oliver Platt, darauf, daß Grisham endlich die Rolle des jungen Anwalts besetzt. Ursprünglich sollte Val Kilmer den Part übernehmen, doch Grisham hielt den Daumen nach unten. Nun wollen sie Woody Harrelson, der gerade frei ist, sich aber dank seines Mickeys in „Natural Born Killers“ über mangelnde Angebote nicht beklagen kann. Egal, Grisham will ihn eh nicht, er will unbedingt und sofort Daniel Day-Lewis. Doch der hat keinen Termin mehr frei. Grisham schmollt, alle anderen warten. Ähnlich sieht es bei dem Versuch einer Adaption von „Die Kammer“ (der Roman erscheint übrigens morgen auf deutsch) aus. Regisseur Ron Howard sprang ab, bevor seine Nerven völlig zerfleddert waren. Philip Kaufman hat sich nun um den Job beworben. Was fehlt, ist der Hauptdarsteller. Gesucht wird einer, der – aufgepaßt! – einen jungen Anwalt darstellen soll. Dabei wäre doch alles so einfach gewesen: Nach der „Firma“, der ersten Grisham- Verfilmung, hätte man nur aus dem ganzen Advokatensumpf eine Serie zu machen brauchen. Also „Firma II“, „Firma III“ und so weiter, denn Tom Cruiseist der jungen Anwalt, edel und gut. Karl Wegmann

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