■ Linsen Soufflé: Sexistische Hitparaden und selbstbewußte Frauen
Die Frauenzeitschrift Vogue veröffentlichte kürzlich eine Hitparade der „schönsten Frauen der Welt“. Das Modeblättchen ist nicht gerade als feministisches Kampfblatt bekannt, die freche Fleischbeschau fiel trotzdem etwas seltsam aus. Numero uno der Schönen wurde Uma Thurman, Gangsterliebchen aus „Pulp Fiction“, knapp gefolgt von ihrer Kollegin Meg Ryan. Nun sage keine/r, solche Listen seien nur sexistischer Blödsinn, den plazierten Frauen helfen solche Hitparaden ganz enorm – bei Lohnverhandlungen. Meg Ryan zum Beispiel, steht, kaum war die Liste veröffentlicht, kurz vor dem Einstieg in den 10-Mio.-Dollar-Gagenclub. Für ihre Mitwirkung in Don Roos' Regiedebüt „Easy Women“ handelte sie 8 Millionen Dollar aus, 2 Millionen mehr als für ihre zwei letzten Arbeiten „French Kiss“ und „Courage Under Fire“. Natürlich gibt es auch in Hollywood inzwischen Frauen, die diesen Wer-ist-die-Schönste-im-ganzen- Land-Quatsch nicht nötig haben. Jodie Foster ist so eine. Die zweifache Oscar-Gewinnerin taucht höchstens mal auf der Liste der schlechtangezogensten Frauen auf, hat aber gerade zum zweiten Mal ihre Talente als Regisseurin unter Beweis gestellt. Foster („Ich mache Autorenfilme und sehe mein Leben von einer humorvollen Seite“) ist so selbstbewußt, daß sie diesmal, anders als in ihrer ersten Regiearbeit „Das Wunderkind Tate“, keine Rolle in ihrem neuen Film „Familienfest und andere Schwierigkeiten“ übernahm. Eine andere, die ebenfalls nicht auf der Vogue-Liste auftaucht, dies aber auch nicht nötig hat, ist Sandra Bullock. Das neue amerikanische Fräuleinwunder hat soeben Julia Roberts zu einem alten amerikanischen Fräuleinwunder gemacht. Denn eigentlich sollte die Roberts in „In Love and War“ die Geliebte Ernest Hemingways spielen. Nachdem sie sich aber nicht entscheiden konnte, bekam die Bullock, die gegenwärtig noch für Joel Schumachers „Die Jury“ vor der Kamera steht, den Job. Obwohl Julia Roberts als Topkandidatin für die Rolle gehandelt wurde, soll Regisseur Richard Attenborough Sandra Bullock von Anfang an für die optimale Besetzung gehalten haben. Das zahlte sich aus: Frau Bullock bekommt 10,5 Millionen Dollar Gage (ein knappes Drittel des Gesamtbudgets) plus 12,5 Prozent Einspielbeteiligung, was sie zur gegenwärtig bestbezahlten Schauspielerin macht. Attenboroughs Drama über die frühen Jahre Hemingways basiert auf den kürzlich gefundenen Tagebüchern und Liebesbriefen von Agnes Von Kurowsky, die den späteren Nobelpreisträger angeblich zum Schreiben seines Klassikers „In einem anderen Land“ angeregt haben soll. James Nagels „Hemingway in Love and War: The Lost Diary of Agnes Von Kurowsky“ bietet die Grundlage für Henry Villards Drehbuch. Chris O'Donnell gibt uns den jungen Schriftsteller, und die Bullock ist Agnes, eine Krankenschwester des Roten Kreuzes. Die Dreharbeiten sollen im Frühjahr in Europa beginnen. Ja, und dann gibt's da natürlich auch noch Courtney Love, Frontfrau der Gruppe Hole und skandalgebeutelte Witwe von Kurt Cobain. Auch Frau Love drängt auf die Leinwand. In Milos Formans „Larry Flint“ wird sie die Ehefrau des legendären Hustler- Herausgebers mimen. Als Porno- Papst Flint wird der „Natural Born Killer“ Woody Harrelson zu sehen sein, dessen Bruder Jimmy wird von Harrelsons Bruder Brett gespielt. Karl Wegmann
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