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Archiv-Artikel

Linke Opposition fehlt

betr: „Danke, Kanzler! Jetzt sind wir dran!“ (Steuerreform) u. a., taz vom 30. 6. 03

Alle Staatsgewalt geht von der Bild-Zeitung aus. Sie wird von den Bild-Lesern in Abstimmungen und mit vorgedruckten Buttons ausgeübt. Die Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung haben sich dieser Macht zu unterwerfen.

Die Bild-Zeitung macht eine Kampagne: „Steuern runter“, und der Bundeskanzler gehorcht – zum Dank bekommt er endlich wieder eine wohlwollende Schlagzeile. Angela Merkel sträubt sich – aber nur einen Tag, bis die Bild-Zeitung ihr einen Zettel hinhält: „Bin auch für Steuersenkung“. Was tut sie? Na klar, unterschreiben – sofort. Eine Opposition, womöglich noch eine linke, gibt es nicht mehr – übrigens anders als in Amerika, wo viele gemerkt haben, dass „Steuersenkung“ die Armen ärmer macht und die Reichen reicher. Bei der nächsten Müllgebührenerhöhung, beim Schließen des Freibades und dem 40. Schüler in der Schulklasse werden es ja vielleicht manche merken. MICHAEL ROTHSCHUH,

Hamburg

Bereits für zehn Euro sei ein Kasten Krombacher zu kriegen, schrieb die taz und lieferte noch eine ganze Palette guter Gründe nach, wie und weshalb man dadurch auch Kanzler Schröder auf einer geraden Erfolgslinie halten könne.

Vor allem geht es jedoch um die vielen Quadratmeter geretteten Regenwalds, einem nämlich pro Kasten Krombacher. Angesichts der Trinkmentalität hierzulande wundert es einen mittlerweile, weshalb das Thema Waldsterben überhaupt noch auf der Agenda steht. Man sieht gar bereits in deutschen Fußgängerzonen Regenwald amazonisch sprießen ob all des angesammelten Gerstendüngers. Es wäre vielleicht an der Zeit gewesen, dass die taz auch ein Wort dazu verloren hätte, dass es dieses Mal nicht Millionen sind, die der gute Günter Jauch hier für Krombacher im Wald aussät, sondern ganze acht Cent pro Kasten.

MARTIN RATHEKE, Berlin