: Lieber schwimmen statt schwitzen
Seltene Einigkeit unter den Koalitionären: Schwimmbäder und Sportstätten sollen dem Rotstift nicht kampflos zum Opfer fallen. CDU und SPD stemmen sich bislang gegen Zugriffe von Finanzressort und Senatskanzlei. Die wollen nur eins: Sparen
taz ■ Die Volksvertreter möchte man sehen, die in der angehenden Sommerhitze bei 24 Grad im Schatten wagen, Bäder zu schließen. Schon allein vor diesem Hintergrund dürfte dem vierköpfigen Verhandlungsgremium der Koalitionsparteien SPD und CDU gestern der Schweiß ausgebrochen sein – sollten sie doch für das Ressort Sport, bislang mit Inneres und Kultur beim scheidenden Senator Kuno Böse (CDU) angesiedelt, die Sparquote von rund fünf Prozent ausweisen, und zugleich Bremens sportliche Linie für die nächste Legislaturperiode festklopfen. Kein Kinderspiel.
Die Mutter aller Vorgaben nämlich lautet zugleich: Alle kostenintensiven Bremer Großprojekte sollen auf den Prüfstand kommen. Das betrifft auch den Sport. Denn Bremen hat die geplanten Investitionen in seine Hallen- und Freischwimmbäder als „Großprojekt“ im Kostenumfang von rund 22 Millionen Euro ausgewiesen. Davon aber waren bislang nur rund 7,5 Millionen Euro gesichert. Die sollten aus dem Sportressort und durch einen Eigenanteil der Bremer Bäder GmbH aufgebracht werden. Der Rest würde ab 2005 aufgebracht werden müssen. So beschloss es die große Koalition erst vor knapp zwei Jahren als „Bäderkonzept“ einvernehmlich.
Die sportpolitischen Sprecher der Parteien haben das intensive Tauziehen noch gut in Erinnerung: Statt geplanter Schließungen kam am Ende das Bäder-Renovier-Konzept. Schon damals war der sportpolitische Sprecher der SPD, Jürgen Pohlmann, vorgesprungen, indem er die Schwimmbäder quasi zu Standortfaktoren erklärte – „moderne Investition in die Zukunft.“ Er blieb sich bei den jüngsten Koalitionsverhandlungen offenbar treu, den sportpolitischen Sprecher der CDU, Hans-Georg Gerling an seiner Seite – gegen das Finanzressort und die Senatskanzlei. „Da stehen wir Bremer doch zusammen“, heißt es volksnah. In Bremerhaven fürchten Politiker unterdessen, dass für die geplante Eislaufhalle und ein Schwimmbad kein Geld mehr fließen werde. Nun wird sich wohl die große Koalitionsrunde mit den offenen Fragen befassen müssen.
„Die bisherigen Planungsziele müssen umgesetzt werden“, sagen die Sportpolitiker. Die vom Senat dafür bereits bewilligten Gelder müssten fließen. Nach der Fertigstellung des Schwimm- und Eislaufzentrums in Walle und dem absehbaren Bauende im Neustädter Hallenbad im Herbst müssten nun die übrigen Schwimmstätten drankommen. Wie verabredet sollten als nächste Schritte die Bädersanierungen in Vegesack sowie im Freibad am Weserstadion erfolgen.
Der Planungsprozess im Viertel, der für die überfällige Renovierung des Stadionbades einen Umbau zum umweltverträglichen Flussbad umfasst, liegt dabei den Sozialdemokraten besonders am Herzen. Die Diskussion brauche noch bis Herbst. Sie dürfe nicht abgebrochen werden. Vielmehr müsse die Mitsprache von Vereinen, Jugendlichen und Anwohnern bei der Entscheidung Chlor- oder Flussbad berücksichtigt werden.
Auch an einer weiteren Stelle wollen sich Bremens Sportpolitiker und Koalitionsverhandler offenbar dem Sparzwang nicht widerstandslos ergeben: Das Sportförderungsgesetz müsse erhalten bleiben, heißt die Verteidigungslinie gegen die Zugriffsgelüste der Finanzleute.
Letztere nämlich könnten sich gut vorstellen, die eine oder andere sportlich genutzte Liegenschaft meistbietend zu veräußern – ob für Wohnungsbau oder Gewerbeansiedlung. Doch die dafür notwendige Gesetzesänderung wollen die Fraktionen nach dem letzten Stand der Verhandlungen abwenden. Dann würde weiterhin gelten, dass umgenutzte Sportflächen innerhalb des betroffenen Stadtteils gleichwertig ersetzt würden. ede