: „Liebe taz...“ Zwangsarbeit: ein Funken Hoffnung
Betr.: „Keine Ahnung von Zwangsarbeit“, taz vom 21. Juli
Man sucht nur dort, wo auch ein Quentchen Hoffnung besteht, dass man fündig werden könnte.
In Sachen Zwangsarbeitereinsatz im katholischen Dekanat Bremen gibt es – nach meinem Kenntnisstand – keinen Hinweis dafür. In den Medien wurden bisher zwei Bereiche genannt, wo die Zwangsarbeiter bei Kirchen schuften mussten: Räumarbeiten nach Bombardierungen von Kirchen und Arbeiten auf dem Friedhof. Die Untersuchungen seitens der katholischen Kirche bundesweit beziehen auch die Orden und die Caritas mit ein.
Die von der taz zitierte Historikerin Eva Determann sieht den Einsatz auf kirchlichen Friedhöfen gar als einzige Möglichkeit für Kirchen in Bremen an. Gerade hier kann es aber im Dekanat Bremen keinen Einsatz gegeben haben: Es gibt im Bistumsteil Osnabrück (südlich der Lesum) nämlich gar keinen katholischen Friedhof und es gab auch keinen. Dasselbe gilt für Orden und die Caritas. Der Caritasverband wurde erst nach dem Krieg gegründet und an Ordensniederlassungen gab es nur das St. Joseph-Stift.
Was die Zerstörung von Kirchen angeht, ist die Lage folgendermaßen: Es gab damals lediglich sechs katholische Kirchen südlich der Lesum. Von denen verlor die Props-teikirche St. Johann ihr Dach und zwei wurden völlig zerstört: Die St. Marien-Kirche in Walle wurde am 18./19.8.1944 zur Ruine bombardiert, und die St.-Elisabeth-Kirche in Hastedt am 22.4.1945 so total platt gemacht, dass sie an einem anderen Ort nach dem Kriege wieder aufgebaut wurde. Es kommt hinzu: Beide Kirchen lagen so, dass deren Trümmer keine Straßen bedeckten und somit auch nicht „störten“.
Die katholische Kirche „weigert“ sich auf der Bundesebene auch nicht zu zahlen. Sie macht ihre Beteiligung an dem Fonds nur von Fakten abhängig. Da erste – außerhalb Bremens – aufgetaucht sind, gehe ich davon aus, dass auch gezahlt wird.
Wilhelm Tacke
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