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„Liebe taz...“ Werder Hymne: schmuddelige Aura

„Kampf der Stadtmusikanten ums Stadion“, taz vom 18.9.

In der taz-Berichterstattung wird immer der Eindruck erweckt, als hätten Klaus & Klaus die Gabe gehabt, ein solches Machwerk wie die Werder Hymne zu „komponieren“. Das glaub ich nicht, denn – wie ja schon ganz richtig berichtet – haben die Kläuse ihre Hits bei den Folkies geklaut und damit ehrbare Lieder auf Jahrzehnte unsingbar gemacht. Über die Herkunft der Werder- Hymne habe ich demnach auch eine ganz andere Geschichte: In Osterode im Harz gibt es einen Verleger und Komponisten namens Erich Storz. Er ist der Chef der Plattenfirma „Arminia“ und einer der Marktführer im Bereich „Volksmusik“ und man nennt ihn auch den „König der Harz- odler“. Wir mit „Hart Backbord“ waren dort einige Jahre unter Vertrag und mussten auch einige der bei allen Künstlern gefürchteten „Audienzen“ bei diesem Pascha durchstehen. Angelegentlich einer solchen erzählte uns Erich Storz – wohl weil wir aus Bremen kamen – folgende Geschichte: 1945 kurz vor Kriegsende habe er als junger „Pimpf“ und Flakhelfer ein Lied getextet und komponiert und das ging so: “Wo die Oker einen großen Bogen macht/ steht ein junger Flaksoldat auf Wacht“- Melodie siehe Werder-Hymne! Sehr viel später will er erfahren haben, dass Werder seine Liedidee geklaut habe und da habe er sich mit dem Verein in Verbindung gesetzt und seine Rechte geltend gemacht. Man sieht also: So viel schmuddelige Aura wie um diese Hymne können nicht einmal die Super-Kläuse erfinden: Oder anders für die Akademiker (frei nach dem längst verblichenen Dr. Adorno): Es gibt kein richtiges Lied im falschen!

Hartmut Emig

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