: „Liebe taz...“ Völlig desolate Schulsituation
Betr.: „Rückkehr zum alten System“, taz bremen vom 17./18. März
Als ehemalige Schülerin der Hamburgerstraße (damals noch Gymnasium) läuft es mir eiskalt den Rücken runter, wenn ich die aktuellen Planungen lese und höre. Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es die Forderung nach einer integrierten Gesamtschule (IGS). Bekommen hat Bremen Schulzentren, die nicht gefördert, sondern ständig umgeschichtet, verkleinert, vergrößert etc. werden.
Nun zu behaupten, die Auflösung der durchgängigen Gymnasien sei ein Fehler gewesen, das ganze Konzept gescheitert und der einzige Ausweg das Schnellläufer-Abitur an (mehr) durchgängigen Gymnasien, ist lächerlich und ein Armutszeugnis. Ein funktionierendes Angebot hat es doch bisher gar nicht gegeben. Wenn mir in den 80ern jemand gesagt hätte, dass ich mein Kind einmal an einem konservativen Gymnasium anmelden würde, hätte ich ihn ausgelacht. Jetzt stehe ich vor dieser Entscheidung, denn diese Schulen sind leider die einzigen, von denen ich mir eine halbwegs durchdachte und funktionierende Ausbildung für mein Kind erwarten kann.
Ich wette, es gibt noch mehr Eltern, die ihr Kind mit Bauchschmerzen an einem durchgängigen Gymnasium anmelden (und nicht nur weil die Kinder täglich lange Reisen quer durch Bremen auf sich nehmen müssen), und würde mir wünschen, dass diese sich auch mal zu Wort melden, damit klar wird, dass ein elitäres Gymnasium, womöglich mit Abitur nach zwölf Jahren etc., nicht allgemeiner Wunsch der Elternschaft ist, sondern lediglich das kleinere Übel in einer völlig desolaten Schulsituation.
Nina Corda
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