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„Liebe taz...“ Unterricht soll doch lieber christlich sein

Betr.: „Unterricht lieber ohne Bekenntnis“, Leserbrief in der taz vom 3.7.2001

Man sollte lesen können, wenn man in Sachen der unsäglichen Bremensie „Biblischer Geschichte auf allgemein-christlicher Grundlage“ mitreden will. Soweit mir bekannt ist, besitzen nur Juden und Christen eine „Bibel“. Aber die lesen auch die Juden nicht „auf allgemein-christlicher Grundlage“, noch legen sie dieselbe so aus. Und, ob die Moslems „ihre Glaubens-Identität auf dieselben alten Schriften zurückführen“, die die Christen das „Alte Testament“ nennen, das sollten sie getrost bei denen mal nachfragen. Das hieße ja, Koran und AT gleichzusetzen. Das sehen gläubige Moslems nämlich ganz anders.

Kurzum, die Bremer Verfassung schreibt einen „Religionsunterricht“ vor, dessen Grundlage beide Teile der Bibel sind und der „christlich“ geprägt sein soll, wenn auch nicht im konfessionellen Sinne. Die Verfassung liefert mithin gleich zwei Gründe, nicht auch noch „Islamkunde“ unter dieses Fach zu subsumieren. Dass auch im katholischen und evangelischen Religionsunterricht in den anderen Bundesländern unter dem Thema „Weltreligionen“ über Judentum und Islam als den beiden anderen großen monotheistischen Religionen gesprochen wird, versteht sich - heute - von selbst.

Noch eines haben Sie missverstanden: Der in Artikel 32 vorgeschriebene „bekenntnisfreie Religionsunterricht“ soll lediglich inner“christlich“ „bekenntnisfrei“ sein, also weder reformiert, noch lutherisch oder uniert sein. Und die von ihnen beschworene „allgegenwärtige Unduldsamkeit“ hält sich in Bremen zumindest seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Grenzen.

Und wo bitte sehr hat es „in der Geschichte Bremens“ „mörderische Religionskriege“ gegeben? Mit ihrer Pfeffersack-Mentalität haben es unsere altvorderen Hanseaten vielmehr in bewunderswerter Weise geschafft, dass der Dreißigjährige Krieg an Bremen vorbeitobte. Und danach ist mir von „mörderischen Religionskriegen“ hierzulande nix bekannt.

Wilhelm Tacke, Sprecher der Katholischen Kirche in Bremen

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