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„Liebe taz...“ Über alte Zeiten sprechen

betr.: „Sine momentum et studio, quo vadis, Viertel“, taz bremen vom 10. Oktober

Als Jazz-Musiker in Bremen aufzutreten war immer mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Die Konzertreihe „Who's Uncle Mo?“ war in den letzten Jahren ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein genreübergreifendes Konzept Musiker aus verschiedensten Spielrichtungen an einen Tisch bringt und eine Flut von kreativen Ideen freisetzt. Unzählige Bands wurden hier formiert. Man kann die Integrationskraft dieser Veranstaltungsreihe gar nicht hoch genug einschätzen. Auf einmal spielten Musiker in Bands zusammen, die vorher nicht einmal wussten,dass sie in derselben Stadt wohnen.Die stilistische Breite des „Who's Uncle Mo?“ – Programms war unübertrefflich, und die Eintrittspreise haben nach 4 1/2 Jahren gerade mal das Kino-Niveau erreicht. All das ist einem Mann mit Namen Peter Apel zu verdanken, der sich aller organisatorischer und finanzieller Widrigkeiten zum Trotz immer wieder aufgerappelt hat, um unermüdlich weiter Konzerte zu organisieren, in letzter Zeit auch für Bands aus dem gesamten Bundesgebiet und über die Landesgrenzen hinaus. Mit der Schließung des Studios auf den Höfen gehen die Früchte dieser langen, auszehrenden Arbeit zu Ende, denn es gibt zurzeit keinen ähnlichen Club mehr in Bremen. Aber damit nicht genug: zwei weiteren Veranstaltungsreihen, der Downbeat-Session, die Jazzsession der MIB unter Leitung von Ed Kröger, droht das Aus. Bremen verliert damit nicht nur einen hervorragenden Club, sondern auch nahezu das gesamte Programm an kleinen, aber feinen Konzerten in der Sparte Jazz. Erst schloss das „Moments“, die „Blue Moon Bar“ ist nach kurzem Aufleben im August ohne Veranstaltungsraum. Nun schließt das „Studio“. Damit bleibt leider nichts mehr übrig. In Zukunft treffen wir uns wohl auf eine Pizza im Studio und sprechen über alte Zeiten. Die Musik machen wir dann anderswo.

Alexander Seemann

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