: „Liebe taz...“ Selbsternannte Weltpolizisten
Betr.: taz-Berichterstattung über den Terror gegen die USA
Bei allem Entsetzen, aller Wut und aller Trauer über den feigen Anschlag der selbsternannten „Gotteskrieger“ sollten wir doch nicht in den Irrglauben verfallen, dass irgendeine sogenannte militärische Strafaktion hier Abhilfe schaffen könnte. Wir sollten auch nicht davor zurückschrecken, die eklatanten „Fehleinschätzungen“, die der Außenpolitik des selbsternannten Weltpolizisten fast zwangsläufig (?) innewohnen, zu benennen.
Seltsamerweise standen die USA, „Hort der Demokratie und Menschenrechte“, in der Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg oftmals auf der „falschen“ Seite, wenn es darum ging, diesen hehren Anspruch zu vertreten. Haben sie nicht endlos den diktatorischen Schah gegen das iranische Volk unterstützt? Haben sie nicht Saddam Hussein gegen den Iran aufgerüstet? Haben sie nicht diese ultrakonservativen Mudjaheddin und Taliban gegen ein moskaufreundliches Regime aufgerüstet? Unterstützen sie nicht das zutiefst undemokratische, erzkonservative Saudi-Regime gegen das eigene Volk und haben dort auf „Heiligem Boden“ einfach nach dem Golfkrieg ihre Truppen fest installiert? Geht es Ihnen bei ihrer geostrategischen Politik nicht nur um eigene Macht, Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen Interessen, ungeachtet fremder Kulturen und Weltanschauungen? Und haben sie schließlich wirklich alles getan, um den Dauerbrandherd zwischen Israel und den Palästinensern endlich zum Erlöschen zu bringen?
Auch eine Supermacht sollte lernfähig sein und auf wohlmeinende Freunde hören, wenn sie daraufhinweisen, dass die „amerikanische Leitkultur“ nicht für alle Völker dieser Welt der Regenbogen am globalisierten Himmel ist.
Jürgen Schierholz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen