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„Liebe taz...“ Nicht die Ohren zugehalten

Betr.: „Ponys statt Spülmaschine“, taz vom 10.01.02

Dieser Artikel gibt meines Erachtens nicht die Stimmung der Einweihungsfeier des ausgebauten Gemeinschaftshauses Stuhmer Str. 2 wieder.

1. Ich habe mir nicht mit „schmerzverzerrtem Gesicht“ die Ohren zugehalten, um den Lärm des Schlagzeugs ertragen zu können. Vielmehr war ich froh, diese Qualität anbieten zu können. Am Schlagzeug war Reinhard Schiemann, Gitarre spielte Peter Apel und am Bass stand Stefan Roschak. Namen, die in der Bremer Musikszene etwas bedeuten.

2. Eigentlich gab es wohl auch gar keinen Grund zum Feiern, denn „draußen vor der Tür war die Lage weniger rosig“. Dass der Boden ums Haus „schlammig, feucht und zertrampelt“ war, ist keine Gröpelinger Besonderheit, sondern derzeit Schicksal vieler Grünflächen.

3. Die Meckerkultur wird auf die Spitze getrieben, wenn sogar dem Pony schlechte Laune unterstellt wird; kein Wunder bei dem matschigen Gras!

4. Die malerische Armut wird liebevoll durch ein Foto von alten Schuhen und Berichten von bärtigen Männern in blauen Arbeitsanzügen illustriert. Dass es sich nahe liegender um Arbeitskleidung von engagierten und tätigen Menschen des Stadtteils handelt, möchte ich hier nur am Rande erwähnen.

5. Weiter schreiben Sie von „hellen, noch unzerkratzten Holztischen“...! Gehen sie davon aus, dass Gröpelinger Sozialhilfeempfänger, die sich in gemeinnützigen Projekten engagieren, diese Tische bald zerkratzt haben werden?

6. Kein Wunder, wenn die Sozialarbeiter nur „Kuchen essen“.

7. Warum Heike Meer, Sozialarbeiterin, „klamme Finger“ hatte, als sie sich eine Zigarette drehte, wird wohl auf ewig das Geheimnis der Reporterin bleiben. Man kann sich richtig vorstellen, wie kalt und arm es da so zugeht! Viele der hier tätigen und engagierten Sozialhilfebezieher haben sich durch diesen Artikel diffamiert und vorgeführt gefühlt.

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