: „Liebe taz...“ Naturfrevel ist Kulturschande
■ „Weg mit botanischem Garten“, taz bremen vom 20.3.1999
Am 26. Januar hatte Bausenator Bernt Schulte vor der Bürgerschaft verkündet: „Wir werden Fakten schaffen, die unumkehrbar sind!“ Er hat gründlich Wort gehalten. Am 19. März ist der hundertjährige Gingko-Baum, das allerletzte Naturdenkmal des botanischen Gartens, zusammen mit anderen, teilweise blühenden Bäumen und Sträuchern, im Auftrag des Bausenators niedergemacht worden.
Einige der Polizeibeamten, die diese Aktion zu schützen hatten, erklärten sich unaufgefordert solidarisch mit unserem Protestmotto: „Naturfrevel ist Kulturschande!“
Wir hatten eigentlich darauf vertraut, daß mit der Aufgabe der Mozarttrasse vor einem Vierteljahrhundert die schlimmsten städtebaulichen Brachialeingriffe ein Ende gefunden hätten. Jetzt gilt es zu verhindern, daß ein Stadtorganismus vollends zu einem Wirtschaftsbetrieb degradiert wird.
Bevor die derzeitige große Koa-lition, die wir als kurzsichtige Wirtschaftsdiktatur betrachten, weiteren Kahlschlag am gewachsenen Bremen verübt, fordern wir eine Ethik-Kommission, endlich die Berufung eines kompetenten, parteiunabhängigen Stadtbaurats, einen Generalverkehrs-/Masterplan und die Klärung der Frage, ob Bremen als autogerechte oder als wohnliche Stadt bessere wirtschaftliche Zukunftschancen hat. Marlies und Hayco Jänisch
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