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„Liebe taz...“ Beitrag zur Völkerverständigung

Betr.: „Musikschau der Nationen“, taz vom 5./6.2.2000

Sehr geehrte taz. Schade, dass Ihre persönliche Frage, was denn nun eine Nation sei, bei der „Musikschau der Nationen“ keine Antwort fand. Es scheint, dass Ihnen ein säbelrasselnder Einzug – vielleicht auf einem Panzer stehend – mit allen Insignien nationalistischen Bewusstseins ganz recht gewesen wäre. Dass ausgerechnet Militärkapellen einen Beitrag zur Verständigung zwischen den Völkern leisten könnten, passt wohl nicht gut in ein korrektes taz-Weltbild.

Also kein Wort zu der Symbolik eines Orchesters der Nationen, in dem Mitglieder der verschiedens-ten Kapellen – China, USA, Weißrussland, Bahrain, Deutschland usw. – zusammen musizieren. Kein Wort auch zu den vielen musikalischen Gesten der Verständigung, wenn etwa bahrainische oder weißrussische Musiker deutsche Lieder intonieren.

Schon fast provokativ wirkt da für eine solche taz-Berichterstattung, wenn ein USA-Militärmusikchorps zur Show-Band mutiert. Lieber nicht erwähnen. Vielleicht hatte die taz bis dahin auch schon längst die Veranstaltung verlassen.

Und schließlich ist es mehr als ein Nebeneffekt, dass Geld aus der „Musikschau der Nationen“ der Finanzierung eines lebendigen Jugendaustausches dient – das ist nämlich einer der Hauptgründe, warum diese Veranstaltung überhaupt stattfindet. Die große Zahl junger Menschen, die in der Pause zusätzlich Geld für diesen Zweck sammeln, zeigt, dass bei der Kriegsgräberfürsorge eine lebendige Jugendarbeit stattfindet. Vielleicht hätten Ihnen die Jugendlichen Ihre Frage nach der Bedeutung von Nationen beantworten können, wenn Sie sie nach den Erfahrungen aus den vielen Jugendbegegnungen gefragt hätten.

Mit freundlichen Grüßen Hella Wesseler-Kühl, Holger Kühl

PS:

Sie wollen den Eintrittspreis zurückhaben, weil Ihre Frage – woher immer sie nun kommen mag – nicht beantwortet wurde (Hat die taz als Presse tatsächlich Eintritt zahlen müssen?).

Dann beschweren Sie sich sicher auch beim Veranstalter eines Heartbreakers Ball, wenn Sie am Abend nicht in tiefe Liebe verfallen sind?

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