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Liebe Wahrheit-Gemeinde!

Foto: Unkrautfoto:dpa

Lasset uns gemeinsam über ein Wort nachdenken, dass der hannoversche Landesbischof Ralf Meister am Sonntag in einem Gottesdienst zum „Tag der Niedersachsen“ in Hildesheim ausgesprochen hat: „Selbst das Unkrautjäten scheint mir eine sinnvolle Beschäftigung. Man hockt auf den Knien und robbt sich Meter um Meter im Beet voran. Und wenn man fertig ist, fängt man wieder von vorne an. Das ist in der Religion nicht anders.“ Was will uns der Gottesmann damit sagen? Eine niedere Tätigkeit wie das Jäten ist sinnvoll wie die Religion – selbst wenn man mit ihr eigentlich nie vorankommt, denn ist man fast fertig, beginnt stets alles von vorn. Lassen wir das pastorale Gesülze beiseite, dann beschreibt der Bischof hier den alten Griechen Sisyphos. Nur dass Sisyphos „ein gerissenes Schlitzohr“ war, dem es „durch skrupellose Schlauheit mehrfach gelingt, trickreich den Tod zu überlisten“, wie wir aus dem absurden Mythos wissen. Sisyphos ist eben all das, was der Niedersachse nicht ist. Wenn es aber dem ersten Niedersachsen beim Unkrautjäten gelingt, den Tod zu überlisten, dann werden wir doch noch fromm und glauben an einen Gott. Versprochen!

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