"Liebe Taz...": Korruptos im AStA
■ Betr.: Akademische Abrechnung: halbe Sache, taz 19.4.1993
Als dasjenige Mitglied im Studierenrat (SR) der Universität Bremen, das einem gerichtlichen Vergleich mit dem ehemaligen Finanzreferenten des „Pleite-AStA“ Roland Kasling abgelehnt hat, möchte ich Stellung nehmen — die Diskussio verlief anders, als dargestellt wurde.
Auf der Sitzung wurde gesagt, daß es doch genüge, daß Kasling von der AStA-Etage verschwunden sei, daß man so etwas nicht über Anwälte regeln sollte: das zeigt: der jetzige AStA will im wesentlichen seine Ruhe haben. Der Hinweis der „Linken Bündnislisten“, die derzeit den AStA beherrschen, auf die „Selbstreinigungskräfte“ ist kaum zu ertragen, fast lächerlich — hat diese doch nach der großen AStA-Pleite 1987/88 überhaupt nicht funktioniert.
Der Fall Kasling ist den PolitfunktionärInnen äußerst unangenehm — er spiegelt in fataler Weise, wie mit studentischen Geldern in den letzen Jahren umgegangen wurde. Die Unileitung ist eher um ein besseres Bild in der Öffentlichkeit bemüht als um schonungslose Abrechnung mit den Korruptos im AStA — und hat wohl deshalb die erstbeste Möglichkeit zur Schließung der „Akte Kasling“ gestattet.
Der von mir mitverfaßte Finanzprüfungsbericht für das Haushaltsjahr 1991/92 hat erstmals die Zustände der AStA-Finanzen detailliert dargelegt. Doch es mangelt anscheinend an dem Willen, konsequent gegen Langfinger vorzugehen. Der Hauptgrund liegt in im finanziellen Risiko — sondern darin, daß die sich als links, grün, alternativ oder feministisch bezeichnenden Bündnislisten sich keinen Standard im rechtliche Umgang mit finanziellen Ungereimtheiten schaffen wollen, dem sie vielleicht selber einmal zum Opfer fallen könnten.
Kai Claus Offermann
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