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■ KommentarLiebe Marion Blohm,

meinen Glückwunsch! Wer hätte das gedacht, daß ausgerechnet Sie bei Bremer Gerichten so gut wegkommen! Ich nicht, und ich wette, Sie auch nicht. Ihre Freunde von der Nationalzeitung können schonmal die Griffel spitzen. Ich sehe es schon balkendick vor mir: Grandioser Sieg der DVU vor dem Staatsgerichtshof!

Was haben Sie einen Dusel! Jeder Ladendieb wird härter rangenommen, bei jedem Kriegsdienstverweigerer fragen die Richter schärfer nach. Und Sie können erzählen im Himmel ist Jahrmarkt. Merkt keiner. Die Richter stellen keine Fragen, und der Bürgerschaftspräsident hat zwar Einspruch gegen Ihre Wahl eingelegt, aber weder bei der ersten, noch bei der zweiten Instanz erscheint ein offizieller Vertreter.

Das ist alles prima für Sie gelaufen. Und das dollste: Sie tun damit auch noch ein gutes Werk, weil erstens ein altbackener Paragraph aus dem Meldegesetz gekippt wird, und wenn das Gericht in Ihrem Fall feststellt, daß eine Familie auch mehrere Wohnsitze haben kann, dann braucht sich die Sozialsenatorin Irmgard Gaertner keine Sorgen mehr zu machen. So gesehen macht das schlappe Verhalten der Gerichte richtig einen Sinn, finden Sie nicht auch? Wenn die bei Ihnen mehr nachgegraben hätten, von wegen Scheinwohnsitz, hätten sie den Fall Gaertner nicht in einem Aufwasch mitlösen können. Das stinkt zwar zum Himmel, aber Sie sind ja einiges gewohnt, skandalmäßig, und letztlich kann Ihnen das ja auch egal sein. Hauptsache gewonnen. Und für uns Journalisten sind Sie ja auch praktisch schon eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Jochen Grabler

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