: Libyen verweigert Ausländern Ausreise
London/New York (afp/ap/taz) — Während gestern abend der UN-Sicherheitsrat über Sanktionen gegen Libyen beriet, mehrten sich die Hinweise, daß in dem nordafrikanischen Land Ausländer an der Ausreise gehindert werden. Ein westlicher Diplomat in Tripolis erklärte gestern gegenüber 'afp‘ am Telefon: „In einigen Fällen gab es Schwierigkeiten. Personen, die ihre Visa-Anträge ausgefüllt hatten, erhielten abschlägige Antworten.“ Er fügte jedoch hinzu, daß es sich offenbar nicht um eine systematische Ablehnung von Anträgen von Ausländern bestimmter Nationalitäten handele. Das britische Außenministerium bestätigte gestern diese Berichte. Betroffen seien nicht nur die Angehörigen von Staaten, die im Sicherheitsrat Sanktionen gegen Libyen beantragt hatten.
Noch am gestrigen späten Abend wollte der Sicherheitsrat über Sanktionen gegen Libyen entscheiden. Der Sicherheitsrat will die Führung in Tripolis zur Auslieferung der beiden mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter und vier weiterer Libyer zwingen. Der Resolutionsentwurf sah ein ab dem 15. April einsetzendes Waffen- und Luftfahrtembargo sowie eine empfindliche Reduzierung der libyschen Diplomaten im Ausland vor. Dem Beschluß liegt der gleiche Artikel der UN-Charta zugrunde, mit dem nach der Invasion Kuwaits Sanktionen gegen den Irak verhängt wurden. Der Artikel erlaubt zur Durchsetzung der Resolution auch militärische Gewalt.
Ursprünglich war mit einem Beschluß des Sicherheitsrates schon am Montag gerechnet worden. Da an dem Tag aber einer der höchsten islamischen Feiertage begangen wurde, verschob der Sicherheitsrat nach Intervention Ägyptens und der Arabischen Liga seine Beratungen. Der ägyptische Außenminister Omar Mussa bezeichnete gestern die Verschiebung der Entscheidung um 24 Stunden als letzten „Versuch in der Kette der Bemühungen“.
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