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Archiv-Artikel

Leukämie durch Strahlung

betr.: „Strahlender Abgang der Kommission“, „Akte X in der Elbmarsch“, taz vom 2. und 3. 11. 04

Die in der Elbmarsch und -geest gefundenen radioaktiven „Mikrokügelchen“ werden von den aus der schleswig-holsteinischen Leukämiekommission unter Protest gegen die Landesregierung ausgetretenen Wissenschaftler/innen keineswegs als alleinige Ursache der Leukämiehäufung – die sogar das Deutsche Kinderkrebsregister in Mainz als „erschreckend“ bezeichnet – gesehen. Sie werden als mögliche zusätzliche Schadensquelle angesehen. Nach wie vor müssen die genehmigten (und ungenehmigten) Emissionen des Kernkraftwerks Krümmel (KKK) sowie möglicherweise verheimlichte Störfälle in Betracht gezogen werden (die Recherchen über diesbezügliche Hinweise sind nicht abgeschlossen).

Die Öffentlichkeit muss darüber informiert werden, dass weltweit im Umkreis von Atomanlagen die Leukämierate bei Kindern erhöht ist, extrem hoch bei Geesthacht im Umfeld von KKK und dem Atomforschungszentrum GKSS (über dessen Gründungsmotiv berichtet der TV-Film „Das Atomschiff“, SWF 3, 17. 11. 2002).

Das von der Landesregierung zwar in Auftrag gegebene, aber wegen der politisch unerwünschten Ergebnisse ungeliebte „Strahlenbiologische Gutachten“ des plötzlich verstorbenen Autors Dr. A. F. G. Stevenson fasst 2002 das aktuelle Wissen von etwa 20 internationalen Expertinnen und Experten zusammen: Kindliche Leukämien werden durch radioaktive Strahlung ausgelöst. Die Leukämie-erzeugende Strahlendosis liegt weit niedriger als die Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung, schon die „gesetzlich genehmigten Emissionen“ der Atomanlagen gefährden somit die Bevölkerung.

Solange Regierungen die längst überfällige Novellierung der Strahlenschutzverordnung, also eine drastische Absenkung der Grenzwerte, blockieren, sind sie auch weiterhin verantwortlich für das Auftreten von Gesundheitsschäden (wie Leukämien) im Umfeld der Atomanlagen. OTMAR WASSERMANN, ehem. Vorsitzender der schleswig-holsteinischen Leukämiekommission