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Letzte zentrale Worte

■ Berliner Vermächtnis des DDR-Kulturministers

Es ist kein Untergang in Larmoyanz«, so der DDR- Kulturminister Schirmer, der am Donnerstag im Schlüter-Saal des Ephraim-Palais vor der Presse seine Abschiedsvorstellung gab. Gut gebräunt und väterlich ging der CDU-Minister auch auf die Probleme der Ostberliner Kulturinstitutionen ein. Als »einen der großen Würfe, der uns überhaupt gelungen ist«, bezeichnete Schirmer die Errichtung einer DEFA-Stiftung, um damit den Erhalt des dritten großen deutschen Filmzentrums zu sichern, sowie eine Regelung für die Länderfilmförderung. »Es werden nicht mehr Apparate und Institutionen, sondern künstlerische Produktionen gefördert.« Programmatisch sei auch die noch von ihm erfolgte Berufung des Regisseurs Thomas Langhoff zum neuen Intendanten des Deutschen Theaters, dessen haushaltspolitische Anbindung als bisheriges Staatstheater allerdings noch ungeklärt ist. Langhoff wolle nicht Konkursverwalter sein, meinte Schirmer. »Es geht nicht um irgendein Theater, es ist das erste Haus in Deutschland, und es besteht die große Gefahr, daß das Ensemble auseinanderläuft.« Schirmer ist jedoch zuversichtlich. »Langhoff hat Vorbehalte, aber auch ein großes Stück Moral miteingebracht. Er ist schließlich an diesem Haus groß geworden.« Zur Zukunft der beiden Akademien der Künste in Berlin regte Schirmer eine selbständige »Berlinisch-Brandenburgische Akademie der Künste« mit Meisterklassen und den Archivsammlungen an. »Nicht zerstückeln und veräußern, sondern zusammenhalten ist die Devise, worüber man auch mit dem Bund sprechen muß.«

Gegen ein Fusionskonzept beider bestehender Akademien sperre sich die westliche mit dem Präsidenten Walter Jens, wobei der andere Präsident Heiner Müller wohl dazu »willens und in der Lage« sei. »Aber da gibt es wohl Berührungsängste und Eitelkeiten.« Die Ostberliner Kunsthochschule soll nach den Vorstellungen des bis zur Landtagswahl auf die Warteschleife wandernden DDR-Politikers vom Kulturfonds am Leben erhalten werden. Diese DDR-Errungenschaft soll bis 1994 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und danach bundesweit nach den Bestimmungen des Einigungsvertrages Projekte finanzieren, die überregionale Bedeutung haben. Schirmer selbst, so ließ er die nach der Pressekonferenz zum Kaffee geladenen Journalisten wissen, will sich um das Amt des sächsischen Kultusministers bewerben. taz/dpa

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