■ Lesetip: Die globale Perspektive
„Mit dem Älterwerden verengt sich der Blickwinkel“, stellt Euan G. Nisbet mit leichtem Bedauern fest. „Die Barrieren zwischen den einzelnen Wissenschaften sind fast ebenso hoch wie die zwischen der Wissenschaft als Ganzem und der gebildeten Öffentlichkeit.“ Der englische Geowissenschaftler unternimmt mit seinem Buch „Globale Umweltveränderungen“ den geglückten Versuch, die scheinbar so unüberwindlichen Barrieren zu stürmen. Nisbet rückt den Planeten „als Ganzes“ ins Blickfeld. So trägt er im ersten Teil zunächst die wichtigsten Daten und Fakten zusammen, benennt physikalische, chemische und klimatische Einflußgrößen des globalen Geschehens. „Details sind sehr viel leichter zu erforschen als Zusammenhänge“, muß der Londoner Hochschuldozent feststellen. Die Ursachen und Konsequenzen der unumstritten existierenden Umweltveränderungen dominieren den zweiten Teil des ungewöhnlich verständlich geschriebenen Buches. Das Hauptziel wissenschaftlicher wie wirtschaftlicher Bemühungen müsse es sein, die Erde als Lebensraum zu bewahren. Nicht der sentimentale Aufruf zur Rückkehr in eine ursprüngliche Natur beherrscht das Plädoyer des Briten. Die Aufgabe von Wissenschaft und Politik sei es vielmehr, attraktive Alternativen für den derzeitigen Lebensstil in reicheren wie ärmeren Ländern zu finden. „Verantwortung kann man nicht predigen, sondern nur auf sich nehmen, und damit muß jeder für sich beginnen“, wird im letzten Kapitel Václav Havel zitiert. Ebendarauf setzt Nisbet seine Hoffnungen. Andreas Sentker
Euan G. Nisbet: „Globale Umweltveränderungen – Ursachen, Folgen, Handlungsmöglichkeiten. Klima, Energie, Politik“. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 445 Seiten, 58DM
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