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LeserInnenbriefe

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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die USA und ihre atomare Keule

betr.: „Die Logik der Eskalation“, taz vom 5. 9. 17

Kann mir bitte jemand fundiert und sachlich begründen, warum ein paar Atomwaffen in der Hand von Kim Jong Un schlimmer sind als 6.800 Atomwaffen in der Hand von Donald Trump?

Diverse Staaten, allen voran die USA, verfügen über die ganz große atomare Keule und sagen nun zu Nordkorea (wie zuvor zum Iran): „Wenn du dich nach einem atomaren Stöckchen bückst, schlagen wir dich zusammen oder strangulieren dich zu Tode.“ Die übliche Arroganz der Macht und das Messen mit zweierlei Maß! Doch Gut und Böse sind selten säuberlich getrennt.

Das Bild zum Artikel hat etwas makaber Faszinierendes: Der von Menschen gemachte ultimative Schrecken wird geschlossen, nämlich en bloc und uniformiert, beklatscht. Würden wir es als Spiegel betrachten, könnte es nachdenklich machen.

JENS BÖHLING, Hitzacker

Vorsicht beim Kündigen

betr.: „Deutschland nutzt die Lücke“, taz vom 6. 9. 17

Im Wesentlichen bin ich mit Herrn Zumach einer Meinung. Bezüglich Kündigung von Versicherungsverträgen sollte man aber im Hinterkopf behalten, dass Anlage von Geldern vor allem ein „Problem“ der Kapital-, Lebens- und privaten Rentenversicherungen ist, wo Geld über große Zeiträume gemehrt werden soll. Solche langfristig angelegten Verträge zu kündigen und zu einer anderen Versicherung zu wechseln, ist mit großen finanziellen Einbußen verbunden.

Da fände ich es sinnvoller, zu bleiben und einen Bruchteil der (vermiedenen) Einbußen an Initiativen zu spenden, die diese Zustände publik machen, um potentielle Neukunden eine informierte Wahl treffen zu lassen … THOMAS KLEIN, Aachen

Migration endet oft tödlich

betr.: „Migrieren ist völlig normal“, taz v. 6. 9. 17

Ihr Interview über die „berechtigten (wirtschaftlichen) Gründe einer Migration aus Afrika“ stieß bei mir auf Verwunderung. Ein solches Interview hätte ich nicht in einer Zeitung erwartet, die ich als links von der Mitte sehe.

Unzweifelhaft gibt es Personen, darunter sicherlich auch Jugendliche aus Afrika, die in Europa ihr Glück suchen wollen – was ohnehin ein sehr geringer Prozentsatz der weltweiten Flüchtlinge ist – und damit zu den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen gehören.

Meine Erfahrung mit Personen, die ihre Heimat und häufig auch ihre Familien verlassen, ist, dass der Grund für eine Flucht ein anderer ist. Sie fürchten um ihre körperliche und seelische Unversehrtheit in dem Land, in dem sie geboren und aufgewachsen und alle ihre Bezugspersonen haben. Sie geben ihr gesamtes soziales Umfeld und ihren gesamten Besitz auf, um einen ungewissen Ausgang einer Flucht in Kauf zu nehmen, bei denen bereits viele Flüchtlinge wissen, dass er durchaus im eigenen Tod enden kann.

Ich bin für Transparenz und Meinungsfreiheit, hätte ein solches Interview eher in einer Zeitung erwartet, die der FDP oder AfD nahesteht. Repräsentativ für das Thema Migration (weltweit) halte ich es absolut nicht und befeuert meiner Ansicht nach eher Ausländerfeindlichkeit. LOTHAR BERGMANN, Stuttgart

Es lebe die Satire!

betr.: „Die PARTEI macht Politik nicht besser“, taz vom 7. 9. 17

Natürlich ersetzt Satire nicht klassischen Journalismus. Aber was spricht dagegen, dass in der Kabarettsendung „Die Anstalt“ die Inhalte einer Dissertation – klug und einprägsam aufgearbeitet – präsentiert werden? Ich werde auf ein Thema aufmerksam, habe spannende Einsichten, meist glänzend formuliert und kann es (wenn ich will) vertiefen.

Es gibt keinen Grund, so abwertend über Kabarett und Satire zu sprechen, wie es der Autor getan hat.LISA QUASNITSCHKA, Friedberg

Schulz ist auferstanden

betr.: taz.wahl17 Video „Mitleid mit Martin“

Lieber Herr Weber, für Ihre Öffentlichkeit in der Äußerung Ihrer Bundestagswahl danke ich Ihnen. Ich finde Ihre Solidarität für Schulz fein, ehrenwert, auch vorbildlich.

Ich selbst habe bereits im Hannoverschen Rathaus Schulz gewählt und meine zweite Stimme den Linken gegeben, da auch ich meine Liebe zu den Grünen auf schmelzendem Eis ruhen habe. Der Umgang der Windradlobby (Eisen und Stahl) im Norden und Westen gegen die Solarenergiequellen aus dem Süden und Osten macht mich seit Jahren zornig und traurig.

Herr Schulz hat eine politische Lebensentscheidung getroffen, indem er nach 23 Jahren der Mitgliedschaft im Parlament der EU sich auf den familiären, politischen Sumpf – im feinen Gewand – in Berlin und bundesweit eingelassen hat.

Seine Kenntnis verschiedener Sprachen – die gewiss den geistigen Rahmen des Bundestages weit überragt –, sein vorbildliches Bewerben um die Präsidentschaft der EU, seine vermutlich ehrliche, transparente, glasklare Persönlichkeit hat mich ihn liebgewinnen lassen. Ich finde es wunderbar, dass es zu einem Duett zwischen ihm und Frau Merkel kam – sozusagen das Konzept des Attackierens, Blutvergießens, Tötens, was ja ein Duell fordert, wurde gesprengt.

Wissen Sie, lieber Herr Weber, ich gebe noch nicht die Hoffnung für den auferstandenen Schulz auf. Ich danke Ihnen für Ihre kluge Position! CORNELIA MOHRIG, Hannover

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