LeserInnenbriefe:
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Übliche Geschichtsrelativierung
betr.: „Holm ist da sehr ideologisch“, taz vom 1./2. 4. 17
Dass Herr Holm bei der Gentrifizierungsfrage ideologisch debattiere, kann nur eine feststellen, die oder deren Nachbarn, Freunde, Bekannte nicht durch Betongold entwurzelt wurden. Frau Kahanes Feststellung zum üblichen Mechanismus der Geschichtsrelativierung, „Was an den Braunen unterlassen wurde, exekutieren wir jetzt an den Roten – sind ja beide genauso schlimm“, stimme ich gern zu. Es geht allerdings noch einen Schritt weiter: Was die junge Bundesrepublik ihren allerhöchsten politischen Vertretern bedenkenlos vergab, hatte sehr andere Dimensionen als die Stasidenunziationen. Diese aber werden automatisch (nicht „nur bis in die CDU hinein“) ehemaligen Mitarbeiter*innen unterstellt und sind bis heute Einstellungshindernis für jede Position im öffentlichen Dienst.
LOTTE RAMKE, Berlin
Revolutionärin, frühe Feministin
betr.: „Von einer, die aufbrach“, taz vom 1./2. 4. 17
Ganz unbekannt ist Mathilde Franziska Anneke zum Glück nicht. Die Frauenbewegung entdeckte diese Revolutionärin und frühe Feministin wieder, nachdem ich in dem Buch „Das Weib im Conflict mit den socialen Verhältnissen. Mathilde Franziska Anneke und die erste deutsche Frauenzeitung“ (Bochum 1976) ihr Leben und ihr Umfeld dargestellt und ihre wichtigsten Texte wiederveröffentlicht hatte, nämlich die Nr. 1 der Frauen-Zeitung vom 27. September 1848 und die „Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge“. Ich freue mich, dass die taz an sie erinnert hat. MARTIN HENKEL, Gelsenkirchen
Aufstieg aus der Asche
betr.: „Geht’ s noch? Abgefahren“, taz vom 1./2. 4. 17
Mir scheint die Metapher des Phönix viel zutreffender für Schulz zu sein, als die Rede vom „Schulzzug“, allerdings mehr mit Blick auf die Asche, die nach Schröders Amoklauf von der SPD übrigblieb! KLAUS-PETER KLAUNER, Brühl
Gerechtigkeitserzählung
betr.: „Die eine Frage: Ach, die. Pffff!“, taz vom 1./2. 4. 17
Es sind die versteckten Sätze, die Peter Unfrieds Beiträge spannend machen. Er, der Grüne, bangt um seine Partei, mehr noch, um unsere Zukunftsfähigkeit, da die Mentalität „ich lebe jetzt“ noch stärker wird. Sein Satz lautet: „Eine politische Gerechtigkeitserzählung muss von einem steigenden Meeresspiegel her gedacht werden und nicht von einem steigenden Mindestlohn.“ Daran gibt es nichts zu deuteln – das ist so. Gerechtigkeit, ja, geografisch wo? In Deutschland, in Europa oder gar weltweit? Weltweit wird die Frage zur zynischen Farce. Wer als Einzelner 2016 34.000 Dollar versteuert hat, gehört weltweit zu dem einen reichsten Prozent der Weltbevölkerung (Branko Milanović), zusammen mit den 8 reichsten Menschen, denen so viel gehört wie der Mehrheit der Menschheit, von unten her gesehen. Und wo stehen Sie, interessierter Leser? KLAUS WARZECHA, Wiesbaden
Dank für deutliche Worte
betr.: „Die SPD will mehrheitlich Rot-Rot-Grün“, taz vom 23. 3. 17
Dank an Gesine Schwan für ihre deutlichen Worte zu der verfehlten Griechenlandpolitik. Ihr Statement: „Schäuble geht es nicht um eine ökonomisch sinnvolle Perspektive für das Land. Sein Kalkül ist es, Syriza zu Fall zu bringen“, trifft die Sachlage vorzüglich. Bei einer „richtigen“ Regierung, wie in Spanien, werden Defizite toleriert. Bei den Rüstungsausgaben hingegen wurde darauf geachtet, dass Griechenland sein Soll erfüllt, schließlich handelte es sich ja um Rüstungsgüter aus Deutschland.
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Berechtigte Bedenken
betr.: „Podemos-Chef für Rot-Grün ohne SPD“, taz vom 27. 3. 17
Im Prinzip klingt die Idee von einem Bündnis zwischen Linken und Grünen erst mal interessant, aber schon rein mathematisch bleibt dieses nur ein Gedankenspiel! Und wenn die SPD und auch die Grünen wirklich den Wechsel wollten, dann sollten diese Parteien endlich Farbe bekennen und nicht nur immer Forderungen an die Linke stellen! Wenn der Chef der spanischen linken Partei Podemos ein Bündnis von SPD und Linken sowie Grünen auf Bundesebene kritisch betrachtet, hat es durchaus seine Berechtigung, denn die SPD redet immer vor einer Wahl von sozialer Gerechtigkeit und nach der Wahl bleibt davon nicht viel übrig!
RENÉ OSSELMANN, Magdeburg
GroKo-Unwesen vermeiden
betr.: „Ein Schulz macht noch keinen Sommer“, taz vom 27. 3. 17
Wären bei der SPD noch Rudimente von Stolz und Selbstwertgefühl vorhanden, müsste man jedes weitere GroKo-Unwesen tunlichst vermeiden und vorschlagen, die Schwarzen mögen doch mit der AfD koalieren, damit es endlich wieder so etwas wie Opposition, also richtige Demokratie im Lande gibt. Die sind doch nicht verboten, sind also auch eine demokratische Partei, oder? Und es könnte zusammenwachsen, was im Grunde irgendwie zusammengehört. Es gibt schließlich so viele Gemeinsamkeiten: Abschaffung der Erbschaftssteuer, keine Anhebung des Spitzensteuersatzes, keine Reichensteuer …Und beim Thema Obergrenze oder gar keine Asylsuchenden ließe sich sicherlich auch ein Kompromiss finden. HARTMUT WOHLER, Berlin
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