LeserInnenbriefe:
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Empathielos und ungerecht
betr.: „Meister der Empathie“, taz vom 15. 2. 17
Leider hat Frau Martini den Begriff der Empathie überhaupt nicht verstanden, wenn sie ihn mehrfach mit dem Zeigen von Gefühlen gleichsetzt. Das lässt jegliche begriffliche Trennschärfe vermissen. Donald Trump gar als „Meister der Empathie“ zu bezeichnen, weil der Begriff sich aus dem Spätgriechischen – „heftige Leidenschaft“ – herleite und nach Paul Bloom auch zu Rachsucht und Verblendung führen könne, ist voll daneben. Um bei der exemplarischen Szene, die Meryl Streep kritisierte, zu bleiben: Wer einen Menschen mit Behinderung derart lächerlich macht, wie es Trump getan hat, ist nicht nur empathielos, sondern ebenso ungerecht. Wenn Frau Martini einen Diskurs kritisiert, der auf „moralische und psychische Attribute der Subjekte fokussiert“, dann sollte sie sich bei ihrer Argumentation mit dessen Begrifflichkeiten nicht wie im Gemischtwarenladen bedienen.
ANDREA SACHER, Unna
Garant der Versorgung der Welt
betr.: „Das bessere Bio“, taz vom 11./12. 2. 17
Schön, dass dieses interessante Landwirtschaftsmodell so eine präsente Öffentlichkeit bekommen hat. Bravo! Abgesehen von den Großflächen der Real/Metro-Marke (die laut Lebensmittel Zeitung eher als eine Art Saurier von der Bildfläche verschwinden wird), finden Permakultur-Produkte ihren Platz auch regelmäßig in der ebenfalls bedrohten Welt der kleinen Bioläden. Immer dann, wenn es „Kleinbauernprojekt“ heißt, findet die Landwirtschaft auf 1 bis 5 Hektar statt, wo vieles in Mischkultur wächst, so wie im Südindien Gewürz- und Teeprojekt Peermade Development Society (natürlich biozertifiziert) oder in Sri Lanka SOFA (Small Organic Farmers Association) und natürlich an unzähligen anderen Orten auf der Welt. Der Weltagrarbericht 2015 beschreibt genau diese kleinbäuerliche Landwirtschaft als Garant für die zukünftige Versorgung der Welt mit Lebensmitteln.
URSULA STÜBNER, HEINZ GASPER, Troisdorf-Spich
Medizinische Grundversorgung
betr.: „Dr. Anti-Choice“, „Dem Gewissen verpflichtet“ (Leserbrief), taz vom 10. und 16. 2. 17
Zugegeben: Ich habe zum Thema Abtreibung schon Geistreicheres in der taz gelesen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es jeder Gynäkolog*in freistehen muss, ob er/sie Abtreibungen durchführt oder nicht. Die Bilder, die bei dieser Operation entstehen, reichen tief und graben sich unauslöschlich in die Erinnerung ein. Ich weiß als Gynäkologe, wovon ich rede.
Aber sowohl die Autorin als auch Herr Einhorn argumentieren am Thema vorbei. Es geht hier nicht um die Folgen einer Gewissensentscheidung, sondern um die Verpflichtung eines Krankenhauses im ländlichen Raum, die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dass dies durch die Entscheidung untergraben wird, ist der eigentliche Skandal. Ich wünsche mir von allen Beteiligten, dass die Diskussion vor eben diesem Hintergrund geführt wird.
HOLGER MARGUC, Münster
Dann bleibt der Bullshit in der Welt
betr.: „Aushungern gegen Fake News“, taz vom 13. 2. 17
Im ersten Moment erscheint Marie Kilgs Vorschlag eines Werbeboykotts rechter Nachrichtenportale so sinnvoll und konsequent wie die „Erziehungs-“Methode, ein Kind (wider besseres eigenes Wissen) gewähren zu lassen, ihm aber auch die Konsequenzen nicht zu ersparen, in der Hoffnung, diese gereichten später zur Abschreckung. Nur: Was, wenn die Konsequenzen nicht abschreckend genug sind?! Übertragen auf Breitbart: Was, wenn sie das tun, was die taz erfolgreich praktiziert: publizieren ohne Werbeeinnahmen? Dann bleibt der Bullshit in der Welt!
Th. Klein, Aachen
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