LeserInnenbriefe:
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Die Opferrolle ist 90er
Betr.: „Bremen gegen Beleidigungs-Privilegien“, taz.bremen vom 22. 4. 16
Böhmermann hat die Beleidigungen genommen, auf die Türken besonders stark reagieren, wenn sie sich gegenseitig dissen. Die Opferrolle bei Migranten ist so 90er. Und das Wort „Sonderbehandlung“ erfordert wohl auch ein wenig mehr Sensibilität.
ANSGAR REB, taz.de
Danke heißt nicht Dankbarkeit
Betr.: „Dankbarkeit für Übergriffe“ und „Feminismus als Frauenfeind“, taz.bremen vom 16. 4. 16
Von Journalist_innen erwarte ich, dass sie richtig zuhören, richtig verstehen, richtig wiedergeben. An allem mangelt es in Bericht und Kommentar. Zusätzlich bedauerlich ist das fehlende Verständnis von Satire, was umso bedauerlicher ist, da aktuell nicht nur Grundkurse über Satire in den Medien veranstaltet werden anlässlich des Böhmermann-Exempels, die auch die taz-Redakteurin erreicht haben dürften.
Der Bericht über die Debatte ist insofern falsch, als offensichtlich nicht verstanden wurde, dass das Sonderdezernat bei der Staatsanwaltschaft, das in Bremen 1984 als erstes in der BRD installiert wurde, nicht identisch ist mit dem „Bremer Modell“, das mehr umfasst und aus dem interdisziplinären Arbeitskreis „Institutioneller Umgang mit Opfern sexueller Gewalt“ hervorging, der sich 1981 gründete und aus dem dann Sonderdezernat und Bremer Modell entstanden, wie ich darlegte. Hätte sie auch richtig zugehört, wären nicht nur die weiteren Fakten klar geworden: Sie hätte hören müssen, dass wir darlegten, dass von 100 angezeigten Taten nur 4 zur Verurteilungen führen; dass die meisten der in Köln begangenen – und erlittenen – Taten (noch) gar nicht strafbar sind, insbesondere sexuelle Belästigung im Sexualstrafrecht nicht justiziabel sind, im Gegensatz zur sexuellen Belästigung im Arbeitsrecht.
Insofern ist zu wiederholen: Danke für Köln; denn nur durch die Übergriffe in Köln sah sich die Regierung genötigt die längst in den Schubladen liegenden Gesetzesentwürfe ans Tageslicht zu holen. „Dankbarkeit für Übergriffe“ ist m.E. gezielte Falschmeldung, die keine Äußerung von mir wiedergibt.
„Danke, Köln, dass das Thema endlich mal auf die Tagesordnung kommt“ ist (m)eine Äußerung, bezogen auf ein Ereignis, das flugs von der Berichterstatterin interpretiert und gewendet wurde in die Zuschreibung von subjektiver „Dankbarkeit für Übergriffe“. Und dann versteigt sie sich in wirklich zynischer Diffamierung, nicht satirischer Wendung, in der Zuschreibung von „Frauenfeind“ und „passt eher zu Pegida und AfD“ aus nicht gehörten und nicht verstandenen Äußerungen.
JUTTA BAHR-JENDGES, Bremen
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