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LeserInnenbriefe

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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Wählen Dealer CDU?

betr.: „Eine recht ungefährliche Substanz“, taz vom 25. 1. 16

Haben Sie eigentlich noch nie von dem erfolgreichen Modell der spanischen Cannabis Social Clubs gehört? Da schließen sich volljährige Menschen zusammen, um den für medizinische oder genießerische Zwecke nötigen Eigenbedarf an Cannabis anzubauen sowie über die Gefahren und den Nutzen von Cannabis zu informieren. Das ist der wirksamste Jugendschutz. Denn die Clubmitglieder haben kein Interesse, Gras an Jugendliche abzugeben. Das würde von ihrem Eigenbedarf abgehen. Gleichzeitig wird der Schwarzmarkt ausgetrocknet, denn selbst angebautes Gras ist besser und günstiger.

Peter Cremer-Schaeffer setzt weiter auf Verbote und überlässt den Jugendschutz damit de facto den Dealern. Das Ergebnis: Der Konsum unter Jugendlichen steigt seit Jahren, zudem wächst der Verkauf von künstlichen, teils wirklich lebensfährlichen Cannabinoiden („Spice“) über das Internet. Schon das ist mehr als dumm. Dass man aber Schmerz- und anderen Patienten ein jahrtausendaltes Heilmittel so lange vorenthält, bis alle Chemiecocktails durchprobiert wurden – das ist richtiggehend böse. Für Cannabis Social Clubs müsste man übrigens nicht mal die bestehenden Gesetze ändern. Das ließe sich über Ausnahmegenehmigungen regeln. Und allen wäre geholfen. Nur den Dealern nicht. Wählen die eigentlich CDU? RAINER ASSMANN, Filderstadt

Alltägliche Drogen

betr.: „Eine recht ungefährliche Substanz“, taz vom 25. 1. 16

Der ganze Hype um Cannabis ist mir suspekt. Warum widmet man sich nicht mehr den alltäglichen Drogen wie Alkohol oder Zigaretten? Diese sind ebenso gefährlich!

JULIA ENGELS, Elsdorf

Die Pest an Bord

betr.: Eine recht ungefährliche Substanz, taz vom 25. 1. 16

Ein armseliges Interview auf beiden Seiten. Keine kritischen Nachfragen, keine neuen Antworten. Der medizinische Nutzen von Cannabis ist seit langem bekannt. Als Genussmittel bleibt die alte Fama bundesdeutscher Drogenpolitik unwidersprochen: Wir haben die Pest an Bord (Nikotin, Alkohol) also schützen wir uns vor einem grippalen Infekt (Cannabis). Und das mit aller polizeilicher Gewalt zum Wohle des organisierten Verbrechens. Wohl bekomm es. PETER RASCHKE, Hamburg

Radios zu Elektroschrott?

betr.: „Radio Gaga“, taz vom 23. 1. 16

Die UKW-Übertragung einstellen, um einen neuen Rundfunk-Markt und den Kauf von DAB-Radios zu erzwingen? Wie gaga ist das denn? Eine FM-Abschaltung verwandelt quasi über Nacht zig Millionen Radios in Haushalten und Autos zu Elektroschrott. Wie nachhaltig ist das denn? Wer Vielfalt über die UKW-Empfangsskala hinaus sucht, findet sie schon jetzt dort, wo sie sich am rasantesten entwickelt: im Netz.

WOLFGANG STEIN, Rüsselsheim

Ein geplanter Anschlag

betr.: „Miniatur einer Bewegung“ von Gabriele Goettle,taz vom 25. 1. 16

Kretschmann macht mich zum Grünen „auf Absprung“. Diese Art von grüner Regierungsbeteiligung und vorgeblicher Wende, wie sie in dem Artikel gut beschrieben ist, können wir uns schenken. Bei der (zentralen) Kritik an Ceta und TTIP wird leider zu oft eine gefährliche Vereinfachung der Problemlage vorgenommen: Die Schiedsgerichte (oder der Schiedsgerichtshof) und die Konzernklagemöglichkeiten sind das eine, anderes kommt hinzu.

Leider geht in der kritischen Diskussion inzwischen der noch gravierendere Anschlag auf unsere demokratische Verfassung ziemlich unter. Es geht um die sogenannte „regulatorische Zusammenarbeit“ der Vertragspartner. Damit soll, gewissermaßen mit Ewigkeitswirkung, festgeschrieben werden, dass Gesetzesvorhaben vor jeder parlamentarischen Behandlung mit den Wirtschaftslobbyisten abzustimmen sind, dass einmal getroffene Vereinbarungen zu Handelsliberalisierungen und zur Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen unter keinen Umständen rückgängig gemacht werden dürfen usw. Damit wird endgültig klar, dass es sich hier um einen langfristig geplanten Anschlag (nach dem Scheitern der WTO-Verhandlungen) auf unsere demokratischen Grundrechte handelt. Daher verdient auch die auf Change.org initiierte Vorbereitung einer Bürger-Verfassungsklage jede Unterstützung. PETER SCHOLZ, Berlin

Eingriff und Angriff

betr.: „Miniatur einer Bewegung“, taz vom 25. 1. 16

Die doppelseitige Kurz- und Zusammenfassung über TTIP nach Erster-Hand-Information: Wem dieser Beitrag entgangen ist, sollte sich um diesen Zeitungsartikel bemühen. TTIP ist ein Eingriff und Angriff auf den „europäischen Gesellschaftsvertrag“ – unter diesem Blickwinkel habe ich die Geheimverhandlungen bisher nicht gesehen.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

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