LeserInnenbriefe:
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Eine runde Sache
betr.: „Ein Hauch von Birkenstock“, taz vom 19. 1. 16
Wenn man jetzt noch die Bulimie-Opfer-Models mit ihren (pardon, ehrlich!) Salzstangen-Beinchen und eingefallenen Wangen (wie auf dem linken Bild) mit ökologisch und fair gehandeltem Essen versorgen würde, damit sie wieder gesund und schlank (nicht abgemagert) werden, dann wäre das ganze wirklich eine runde Sache. LUTZ ARNOLD, Bad Mergentheim
Ein absolutes Novum
betr.: Anzeige des „Aktionsbündnisses Artenschutz durch Erneuerbare“ gegen den NABU, taz vom 15. 1.15
Seit über 25 Jahren bin ich aktiv im Natur- und Landschaftsschutz und empfinde diese Anzeige der Windkraft-Lobby als kaum zu überbietende Dreistigkeit. Es ist ein absolutes Novum, dass eine Interessengruppe dazu aufruft, an einen anerkannten Umweltverband nicht mehr zu spenden. Der NABU in Nordrhein-Westfalen nimmt seine Aufgabe offenbar sehr ernst und versucht, die noch verbliebene Natur in dem dicht besiedelten Bundesland vor weiterer Zerstörung zu bewahren. Der Wind-Lobby geht es dagegen nur um eins: Wachstum und Profitmaximierung um jeden Preis.
Ein fehlgesteuertes EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) mit seinen absurden Subventionen hat zu einer Goldgräberstimmung auch bei Investoren geführt, die mit Umwelt-, Natur- und Klimaschutz wirklich gar nichts am Hut haben. Die Öko-Karte wird nur gerne in Anzeigen und Werbeprospekten ausgespielt, aus reinen Marketingzwecken. Vielerorts – auch das hat der NABU dokumentiert – sind sogar gezielt Nester und Bruträume geschützter Vogelarten zerstört worden, weil sie Windpark-Plänen im Weg standen. Wo so etwas vorkommt, darf man auch von einer Windkraft-Mafia sprechen.
Mit dieser „Anzeige“ wurde wieder einmal deutlich, dass es der Wind-Lobby nur um ständiges Wachstum und mehr Geld geht, was man offenbar durch Umwelt- und Naturschützer gefährdet sieht. Windanlagen sollen ihren Beitrag zur Energiewende leisten, aber Wälder, Schutzgebiete und dergleichen müssen tabu bleiben. Der NABU ist im Gegensatz zum BUND noch nicht zum Energiewende-Lobbyverband geworden und wird sich hoffentlich durch solche „Anzeigen“ nicht einschüchtern lassen.
THILO CALVIN, Lüneburg
Mehr Unterstützung für Merkel
betr.: „Yes, we can‘t“, taz vom 20. 1. 15
Jagoda Marinić hat mir aus dem Herzen gesprochen. Wie können wir es bewerkstelligen, dass Frau Merkel mehr Unterstützung erhält aus der Bevölkerung und Herr Seehofer und seine Mitstreiter im Zaum gehalten werden können? Wo bleibt die Friedensbewegung? Wo bleiben bombenfreie Zonen in Syrien? Wann zieht sich die Bundeswehr aus diesem sinnlosen Einsatz in Syrien zurück? Wann werden die Reichsten dieser Welt endlich wieder ärmer? Wo bleibt die Umverteilung? Wann reflektieren die Anheizer dieser Krise, dass auch ihr Leben endlich ist, jeder sterben muss und erkennen vor diesem Hintergrund, wie demütig man eigentlich durch sein eigenes Leben im Umgang mit den Mitmenschen und der Natur gehen sollte?
SUSANNE MOSER, Erftstadt
Gefährdete Rechtsstaatlichkeit
betr.: „Die Schattenseiten Nordafrikas“, taz vom 20. 1. 16
Nicht nur bei Menschenrechtsorganisationen in Marokko und Algerien, sondern auch hierzulande stoßen die Forderungen deutscher Politiker, die beiden Staaten als „sichere Herkunftsländer“ einzustufen, auf Befremden. Weil man jetzt aus populistischen Gründen „Nordafrikaner“ zahlreich und ohne lange Prüfungen abschieben will, wird zur Vereinfachung der Prozedur gegen besseres Wissen behauptet, dort würden die Menschenrechte geachtet. Sie beschreiben das ja dankenswerterweise ausführlich.
Ob ein Herkunftsland in Bezug auf die Menschenrechte „sicher“ ist, hängt von eindeutig definierbaren Kriterien ab, nicht jedoch vom Abschiebewunsch eines Aufnahmelandes. Wer aus opportunistischen, vielleicht auch wahltaktischen Gründen die Wahrheit verbiegt und die Voraussetzungen für das Prädikat „sicheres Herkunftsland“ über den Haufen wirft, gefährdet unsere eigene Rechtsstaatlichkeit. WINFRIED EISENBERG, Herford
Verdiente Blumen
betr.: „Was nun?, grübelt die Regierung in Berlin“, taz v. 21. 1. 16
Neben den verdienten Blumen, die Angela Merkel im Wildbad Kreuth überreicht wurden, gilt ihr meine Anerkennung für die konsequente Verteidigung ihrer Flüchtlingspolitik gegen eine Reihe alter Männer der CSU. Derweil schwadronieren CSU-Obere über einen B-Plan, anstatt ideenreich sowie tatkräftig für nachhaltige Lösungen zu sorgen. Rechtsaußen Dobrindt fällt durch Geschrei und inhumane Forderungen auf. In diesem unseligen Kontext stehen auch die Entscheidungen Österreichs nach Obergrenzen sowie die Schließung der Grenzen Kroatiens und Serbiens. Das vereinte Europa fällt in eine egoistische, unsoziale und unmenschliche Nationalstaatlichkeit zurück; damit wird das Projekt EU scheitern. RAIMON BRETE, Chemnitz
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