LeserInnenbriefe:
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Nationalhymne upgraden
betr.: „CDU singt Adenauers Lied“, taz vom 14. 12. 15
Zur traditionellen deutschen Nationalhymne: Andere Strophe, gleiche Melodie (wie 9. Nov. 1938). Identitätsstiftend soll das sein.
Und überhaupt: Schluss mit der Genderisierung! Angela Merkels Bass strebt brüderlich ins deutsche Männerland. Wo Frauen Hosen tragen, wer braucht da schon Saris, Röcke, Schwestern oder Mütter? Diese glück- und glanzlos verstaubte Nationalhymne ist reif für ein Upgrade. Jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt.
Ich denke an den Song von John Lennon: „Imagine“. Den summen die Menschen in jedem Land der Welt – und verstehen ihn auch ohne Worte. Deswegen ist sie reif, die Zeit. Für ein deutsches Volksbegehren. Für ein Nationalhymnenupgrade. Für eine neue Sprache und eine neue Melodie. Vielleicht machen ja Sachsen mit – und Amerikaner, Hamburger und Franzosen, Bremer und Italiener, Bayern und Russen …! Stellen Sie sich vor!
STEFAN SKIBA, Bremen
Kultivierung der Vormoderne
betr.: „CDU singt Adenauers Lied“, taz.de vom 14. 12. 15
Theodor Heuss hatte mit einem Nachhall aus 1.000 Jahren guten Grund zu dröhnendem Kopfschmerz bei der Vorstellung, die Nationalhymne im Grundgesetz wiederzufinden. Von Fallersleben wirbelte hier munter programmatische Grundwerte und erwünschte gesellschaftliche Entwicklungen durcheinander. Freiheit ist sicher essentiell, das Recht sollte aber ständig aktualisiert und neu errungen werden, gerne auch vor dem Hintergrund von „Gleichheit und Brüderlichkeit“. Einigkeit kann sich da nur als Ergebnis eines freien und offenen gesellschaftlichen Diskurses einstellen. Fordere ich Einigkeit als Eingangsvoraussetzung, lässt sich auch gleich das Weitere beliebig definieren.
Warum scheinen wir in Deutschland so wenig Wert auf Sprachkritik oder Gespür für sprachliche Deutungshoheit zu legen? Wem nützt die Kultivierung der Vormoderne und der Verzicht auf den Diskurs von Macht und Sprache? Spirit und Einigkeit begreife ich als Ergebnis gesellschaftlichen Engagements. Programmatisch vorausgesetzt werden sie pervertiert.
Habe ich die JU mit ihrem Antrag auf dem CDU-Parteitag jetzt richtig verstanden: Einigkeit ist essentiell, die gesellschaftliche Entwicklung dazu ist abgeschlossen und wird so im Grundgesetz festgeschrieben. Wir brauchen uns offenkundig nicht länger dafür einzusetzen und können uns mehr dem Privaten und/oder dem Niederkämpfen äußerer Bedrohungen als auch neuen Kreuzzügen zuwenden. Muss man ja alles noch komplizierter machen, als es eh schon ist …
WOHNZIMMERELEFANT, taz.de
Gesten der Anbiederung
betr.: „CDU singt Adenauers Lied“, taz.de vom 14. 12. 15
Nationalhymne im Grundgesetz verankern, Burka-Verbot, Integrationsverpflichtungsgesetz!
Das sind Gesten der Anbiederung gegenüber den Populisten von rechts und Anheizen der Stimmung in der Flüchtlingsproblematik: Abgesehen davon, die Bundesrepublik hat die Charta für Minderheitensprachen des Europarats ratifiziert. Dann sollten mindestens Versionen in Sorbisch, Dänisch, Sauerländisch und Friesisch vorgelegt werden. Bisher haben Sprecher dieser Minderheitensprachen, wie wir alle, die Nationalhymne auch ohne Verankerung im Grundgesetz gesungen. Will die CDU einen Sprachenstreit provozieren?
FRANZ-JOSEF STUMMANN, taz.de
Aufregung unverständlich
betr.: „HIV-Infizierte und Sex ohne Kondom. Genug geschützt“, taz vom 17. 12. 15
Verstehe die Aufregung darum nicht. Jeder sollte selber entscheiden, wie viel Risiko er/sie eingehen möchte und die Konsequenzen für sich abwägen.
JULIA ENGELS, Elsdorf
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