LeserInnenbriefe:
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Demokratie röchelt
betr.: „Irres Diplomatenmikado“, taz vom 8. 7. 15
Unter diesem Titel berichtet das berufene UN-Forum: „Die Bundesregierung setzt alles daran, dass die Belastungen weltweit nicht gerechter verteilt werden.“ Wie bitte? Was? Ja, für zwei anstehende UN-Konferenzen – im September über Nachhaltigkeitsziele der nächsten 15 Jahre, im Dezember die Klimakonferenz in Paris – sind Vorbereitungen bezüglich der Finanzzusagen zu treffen. Die Bundesregierung kündigte an, sich daran nicht zu beteiligen.
Auf der gleichen Zeitungsseite in der Meinungsspalte wird über das mutlose Reförmchen Erbschaftsteuer geurteilt. Zwei Eier einer Henne. Diese Regierung, eigentlich alle Regierungen Merkel werden beschuldigt, nicht politisch zu handeln, sondern Interessen der Wirtschaft als notwendig zu administrieren. Das ist zu präzisieren. Diese Regierung handelt schon, nur hat sie nicht die Bürger im Fokus, sondern den neuen Souverän, den Zeichner der rotierenden Staatsanleihen. Dieser Souverän will wenig bis keine Steuern zahlen. So kann der Staat keins ausgeben. Von Gemeinwohl, dem Verfassungsauftrag, ist keine Rede mehr und die Demokratie röchelt unter der unaufgeregten Kanzlerin. Die Unaufgeregtheit danken die Wähler. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden
Anfassen geht nicht!
betr.: „Missbraucht? Dumm gelaufen“, taz vom 8. 7. 15
Jeder Konditor, der eine Torte ins Schaufenster stellt, will, dass sie gesehen wird. Niemals wird er zulassen, dass jemand im Vorbeigehen die Finger in die Sahne taucht und davon probiert. Anfassen geht nicht! Und wütende Menschen, die gerade eine Diät machen und sich von der Torte „provoziert“ fühlen, hineinzubeißen, wird er kopfschüttelnd darauf hinweisen, nicht in die Auslage zu schauen. Niemals kann die Torte „schuld“ daran sein, dass jemand Hunger hat.
Der Mensch ist ein Augenmensch. Schöne Körper ziehen die Blicke auf sich. Das bemerken alle, die sich schmücken und schön machen. Das nutzt die Werbung aus. Äußerlichkeit als Attraktion. Mädchen, die sich an ihrem Körper erfreuen, ihn schmücken und zeigen, dürfen das gerne tun. Sie müssen damit rechnen, dass man sie sieht und bemerkt, dass es Kommentare gibt und dass ihr Aussehen ablenken kann von dem, was sie zu sagen haben.
Sexy Kleidung genießt man wie süße Torten eher nach Feierabend und nicht im Alltag der Schule. M. LINK, Heidelberg
Storm of Culture
betr.: „Missbraucht? Dumm gelaufen“, taz vom 8. 7. 15
„Warum, statt eines Candy- oder Shitsturms, nicht einmal ein „storm of culture“ – ein allgemeines Sich-Einsetzen für eine „Kultur der Angemessenheit“? Schließlich möchte ich auch nicht – weder in Schule noch Beruf noch im täglichen Leben – ununterbrochen Typen in knappen Muscle Shirts begegnen, geschweige denn, den ganzen Tag über mit ihnen zu tun haben müssen. Mir graust’s vor jeder nachhaltigen Unangemessenheit, vor Kulturlosigkeit, egal welchen Geschlechts, welchen Ursprungs. Die allzeit bereiten PCs sind hier die wahren Spießer.
AXEL ZYREWITZ, Rottweil
Alle Berggipfel einebnen!
betr.: „Mein Feind, der Baum“, taz vom 7. 7. 15
Keine Bäume mehr an Straßen pflanzen, weil Autofahrer bei Aufprall starben? Ich fordere mehr: Alle Berggipfel einebnen, denn es sind schon Menschen in Schluchten gestürzt! Alle Gewässer trockenlegen, denn es sind schon Menschen ertrunken. Alle Wüsten bewässern, denn es sind schon Menschen darin verdurstet. Und so weiter. Geht’s noch?
MAREN SANCT-JOHANNIS, Neumünster
Zur Strafe nie mehr Schokolade
betr.: „Die Gurke“, taz vom 8. 7. 15
Ich bin entsetzt, internationaler Schokotag nicht gefeiert, aus Mangel an Kreativität: wenn heiß: dann einfach Eis in ein Glas, Schoko-Riegel (nicht 1 Stück) drauf und heißer Kaffee drüber. Einfach aufgeben, weil einem nichts einfällt, wie feiern, hat mich bitter enttäuscht . Dann gibt’s eben nie mehr Schokolade zur Strafe! ASTRID GEYSO, Rott
Für weniger Perfektionismus
betr.: „Normal sind die, die eine Behinderung haben“,taz vom 8. 7. 15
Kinder mit und ohne Behinderung zusammen zu unterrichten ist ein großer Gewinn. Der trockene, vielfach leistungsorientierte Unterricht wird lebendiger und fröhlicher. Inklusion ist ein Plädoyer für weniger Perfektionismus! JULIA ENGELS, Elsdorf
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