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Lernen und Träumen

■ Gelungene Uraufführung von „Kopf an Kopf“ im Fundus-Theater

Vor etwa 80 Erwachsenen und zwei Kindern fand am Sonntag die Uraufführung der neuen Produktion des Fundus-Kindertheaters statt. Ein Jahr lang waren Sylvia Deinert, Tanja Gwiasda, Tine Krieg und Sybille Peters mit der Realisation ihres Stückes Kopf an Kopf, in dem sie Kindern die Geheimnisse der Denkvorgänge näher bringen, beschäftigt. Das Ergebnis bestätigte das Fundus in seinem Konzept, schwierige Themen kindgerecht und poetisch aufzubereiten.

In Kopf an Kopf geht es um die Erfindung eines Superhirns, das seinem Träger alles Wissen der Welt verschafft. Dieses Wunderding probieren zwei Forscherinnen an einer ehemaligen Klassenkameradin in ihrem Labor aus. Was der Versuchsperson Norma bei der Reise durch ihre Gedankenwelt zustößt – sie macht einen folgenreichen Fehler und kommt nicht mehr aus dem Labor heraus – und wie sie schließlich einsieht, daß Wissen nur durch Lernen entsteht, haben vor der Uraufführung bereits Kinder zwischen sechs und neun Jahren gebannt verfolgt und in Zeichnungen verarbeitet. Die bei diesen Voraufführungen entstandenen Werke werden im Theater ausgestellt und zerstreuen alle Bedenken, Kinder wüßten mit der schwierigen Thematik nichts anzufangen.

Wozu Erwachsene oft keinen Zugang mehr finden, weil sie verlernt haben, ohne Vorhypothesen auszukommen, erschließt sich Kindern dadurch, daß sie besser mit Zeichen und Symbolen umgehen können. So arbeitet auch das junge Produktionsteam mit symbolhafter Darstellung. Das Bühnenbild entsteht aus einer bunten Installation von Schirmen, was bedeutet: Das Labor ist gut abgeschirmt. Oder: Der Fehler, den Norma macht, flüchtet als nacktes Stoffwesen mit Eistüten-Hütchen vor der rücksichtslosen Löschi-Lösch Putzkolonne, die alle Kinder gegen sich hat.

Die reizvolle Mischung aus Puppenspiel, Schattenfiguren und Schauspielerinnen bringt Menschen ab sechs Jahren zum Träumen, auch wenn sie die Geschichte noch nicht, oder nicht mehr verstehen können. Vera Schönfeld

Fundus-Theater, Papenstr. 29, noch bis 6. Oktober

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