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■ Leider ist Dieter Bohlen international immer noch ein EinzelfallMann und Kirsche Dame

Nicht vergessen: Morgen ist Internationaler Frauentag! Überall auf der ganzen Welt. Für alle Menschen. Ob jung, ob alt, ob dick, ob doof. Für alle Blumen, für alle Tiere, für alle Frauen, aber ganz besonders auch für uns Männer. Speziell an diesem Tag sollten wir dem Weibe huldigen und dieser heiteren Laune der Natur ein blitzblank poliertes Denkmal setzen. Anschließend laden wir die Damenwelt zum Rekeln und Jasminteeschlürfen auf das selbstgeschossene Bärenfell vor einem herrlich prasselnden Kaminfeuer, welches sich im Denkmal neckisch spiegelt. (Wenn das alles einigermaßen gut ankommt, sollte man natürlich jeden Tag zum Rekeln laden).

Konkret heißt das nicht nur Verwöhnen bis zum Umfallen und Angeben bis zum Abwinken, sondern vor allem, daß man einer holden Dame freiwillig eine große Schale Apfelkücherl kocht, auch mal den Müll runterträgt und das seit Wochen wuchernde Althaargekröse aus dem Duschablauf klaubt. Und vor allem heißt das Rückbesinnung auf die klassisch femininen Grundtugenden wie Integrationsbereitschaft, respektvoller Umgang und hierarchiefreies Miteinander.

Es lohnt sich, gut zur Frau zu sein; dann ist sie nämlich auch gut zum Mann. Bestes Beispiel: Christiane Herzog. Sie beschämt uns Männer. Nicht nur, weil sie seit Jahren, ohne einen Rucks zu tun, mit Roman Herzog verheiratet ist, sondern auch, weil sie die Alkoholkranken nicht ausgrenzt. Im Gegenteil – sie lädt sie sogar zu sich in die Küche ein! Neulich sah man Harald Juhnke beim gemeinschaftlichen „Kochen mit Christiane Herzog“ (ARD), wo es „Apfelkücherl in Calvados“ gab. Obwohl Frau Herzog diese ganz ohne Calvados gekocht hatte, um den beliebten Entertainer nicht wieder zum Quartalssaufen und Negerbeleidigen zu verführen, aß Juhnke brav alles auf. Dafür wurde er prompt gelobt („Ich fand es toll, wie er damit umging“). Bei anderer Gelegenheit trennte der Fernsehjournalist Günther Jauch für Frau Herzog ein Schock Eier – und wurde dafür sogar mit Lob überschüttet („Ich fand's toll, wie er die Eier trennte“).

Von solch vorbildlichem Benehmen gegenüber Frauen ist der Schauspieler Helmut Berger leider noch weit entfernt. Es ist nämlich keineswegs charmant, sich in einer Hotelbar ein Weißbrot zwischen die Beine zu klemmen und damit von hinten auf Brigitte Nielsen loszumarschieren, nur um diese fürchterlich zu erschrecken. „Baguette-Berger“, wie er seitdem genannt wird, hat sich damit nicht nur im Frankfurter Arabella-Hotel für immer unmöglich gemacht.

Wenig empfehlenswert dünkt auch die Taktik des emeritierten TV-Mannes Claus-Hinrich Casdorff, der unlängst bei einer Werbeveranstaltung für eine Düsseldorfer Parfümerie nicht nur die Kunstmäzenin Gabriele Henkel pausenlos mit „Frau Höhler“ ansprach, sondern auch zu der Witwe von Sir Georg Szolti sagte: „Sie führen ja ein schönes Leben an der Seite Ihres Mannes.“ So sollte ein Mann einer Frau niemals kommen!

Richtig, geradezu vorbildlich macht es hingegen der beliebte Schlagersänger Dieter Bohlen. Er ist nicht nur ein vollendeter Gentleman, der mit seinem bezaubernden Lied Cheri Cheri Lady („Kirsche Kirsche Dame“) allen Holden dieser Welt für immer ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Er ist darüber hinaus sogar ein Wohltäter, der durch Handauflegen zu helfen weiß („Alles, was ich anfasse, wird zu Gold. Verona hab' ich drei Wochen angefaßt, und das reichte dann“). Ist dergleichen nicht ganz wunderbar?

Wenn jeder Mann so sein könnte wie Dieter Bohlen und alle Frauen so wären wie Christiane Herzog – dann wäre jeder Tag Frauentag. Sogar international. Oliver Schmitt

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