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■ Verkaufte Mieter statt MieterkaufLegaler Kuhhandel

Daß nicht alles Gold ist, was glänzt, ist ebenso banal wie die Hoffnung, daß der Verkauf der Karl-Marx-Allee dem heruntergekommenen Boulevard zu neuem Glanz verhelfen könnte. Je weiter die Fassaden der – im übrigen zum Teil von den Bewohnern erbauten – Allee erneuert sein werden, desto mehr, so steht zu befürchten, entpuppen sich die vereinbarten Mieterrechte als Kuhhandel mit Zeitverzögerung. Über zehn oder fünfzehn Jahre, so sieht es schließlich der gesetzliche „Sozialplan für Hauseigentümer“ vor, profitieren die Kapitalanleger eines künftigen „Karl-Marx-Fonds“ von Verlustzuweisungen und Steuerabschreibungen aus Erwerb und Baumaßnahmen. Dann freilich ist die Kuh gemolken und muß vom Eis. Die DePfa ist aus dem Schneider: das „Grobe“ erledigt ein neuer Käufer. Der nämlich wird den zu erwartenden Weiterverkaufspreis – die Wohnungen sind ja saniert – nicht unbedingt durch Mieterfreundlichkeit amortisieren können. Wer, wie die DePfa, nicht vorrangig an den Mietern, sondern am Staat verdient, kann sich also leicht mit Mieterrechten schmücken. Verschwiegen wird dabei, daß diese allerdings nur staatlich finanzierter Luxus sind. Schließlich kommt die öffentliche Hand nicht nur für die Auslagen der Einleger auf, sondern auch für die unmittelbare Förderung der Sanierungskosten aus dem Topf der öffentlichen Stadterneuerung. Legale Steuerhinterziehung, Sozialhilfe für Besserverdienende, ohne daß dafür nur eine einzige Wohnung neu gebaut würde. Wie will man da den Wohnungssuchenden erklären, daß aus Spargründen weniger Sozialwohnungen gebaut werden sollen. Uwe Rada

Siehe Bericht Seite 19

Sterben für das Fahrerland

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