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Leergeschossene Köpfe

Stets wiederholte Schreckensbilder verlieren nicht nur ihren Neuigkeitswert, das Bewußtsein des Betrachters schiebt die mediengerecht aufgearbeiteten Grausamkeiten weit von sich. Anders als die alltäglich gewordenen Bilder aus dem zerstörten Sarajevo und den anderen belagerten bosnischen Städten, erlauben es die mal kurzen, mal längeren Momentaufnahmen aus dem Kriegsalltag der Gruppe SaGA (Sarajevo Group of Authors) dem Betrachter nicht, sich vom Geschehen zu distanzieren: Der Tod beim Wasserholen, das karge Kinderkrankenhaus, das Warten auf eines der überlebensnotwendigen Pakete, strahlendes Sarajevo im olympischen Winter und die ausgemergelte Stadt im Kriegswinter.

Seit die Videos der in der SaGA organisierten Künstler, die von unterschiedlichster religiöser und ethnischer Herkunft und überwiegend keine Filmspezialisten sind, erstmals im März in Berlin gezeigt wurden, führten sie überwiegend zu ästhetischen Diskussionen über die Darstellbarkeit von Krieg.

In einer Matinee zeigt das Filmbüro am Sonntag in den Zeise-Kinos eine Auswahl von SaGA-Filmen, wobei es der Organisatorin Angela Leo in erster Linie nicht um die ästhetische, sondern um die politischen Dimensionen des Gezeigten geht. Profit wird nicht gemacht, die Einnahmen werden für den Wiederaufbau der Kinemathek Sarajevo gespendet. Auf dem Podium werden die Publizistinnen Dunja Melcic und Leila Stern, Conny Jürgens (GAL) von der Deutsch-Bosnisch-Herzegowinischen Gesellschaft und der SPD-Politiker Freimut Duve diskutieren. jkn

Zeise-Kino, Sonntag, 11 Uhr

Spendenkonto der BuFil, Kennwort: Kinemathek Sarajevo, BLZ 50050201 (Frankf. Sparkasse, Ktonr.: 211557

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