: Lebenszeichen von deutschen Geiseln
■ Libanesische Entführer des Hoechst–Managers Cordes und des Siemens–Technikers Schmidt beharren auf Ultimatum im Falle der vier Dozenten / Waite weiter verschwunden / Berri bietet sich als Vermittler an
Bonn/Beirut (dpa/afp) - Der Vermittler in den Beiruter Entführungsfällen Cordes und Schmidt hat am Wochenende aus dem Libanon ein neues Schreiben der Kidnapper mitgebracht, das als ein „indirektes Lebenszeichen“ gewertet wird. Wie dpa am Sonntag aus Sicherheitskreisen erfuhr, würden die Entführer darin nochmals ihre Forderungen und Ziele darlegen. Regierungssprecher Ost lehnte dazu jede Auskunft ab. Die Entführer fordern, daß der in Frankfurt festgenommene Ali Hamadeh gegen die deutschen Geiseln ausgetauscht wird. Einem Bericht der jüngsten Ausgabe des Spiegel zufolge soll der frühere US–Sicherheitsbera ter McFarlane im letzten Jahr mit Ali Hamadeh zusammengetroffen sein, um über die Freilassung von im Libanon entführten Amerikanern zu verhandeln. Die USA werfen Hamadeh vor, an der Entführung einer TWA–Maschine nach Beirut beteiligt gewesen zu sein. Weitaus schlechter als für die beiden deutschen Geiseln sieht es für die vier Dozenten aus, deren Entführer, „Islamischer Heiliger Krieg für die Befreiung Palästinas“, ihre ultimative Drohung wiederholt haben, ihre Geiseln zu töten, falls die USA nicht die Freilassung von 400 „moslemischen Palästinensern“ durch Israel sicherstellen. Das Ultimatum läuft heute ab. Auch die Gruppe „Revolutionäre Gerechtigkeitsorganisation“, die eigenen Angaben zufolge einen Franzosen und zwei Amerikaner in ihrer Gewalt hält, meldete sich am Wochenende zu Wort. In einer Botschaft an die Zeitung An Nahar hieß es, die USA planten zusammen mit libanesischen Gruppen, den israelischen und französischen Streitkräften einen Angriff gegen Stützpunkte der radikal–schiitischen Hizballah und der Schitenorganisation. Der Aufenthaltsort der Geiseln sei mit Hilfe eines Senders ausgemacht worden, der im Körper des britischen Unterhändlers Waite versteckt sei. Die Spekulationen über das Schicksal von Waite gingen auch am Wochenende weiter. Obwohl ein anonymer Anrufer seine Freilassung mitgeteilt hatte, fehlte am Sonntagmittag noch jede Spur von ihm. Justizminister und Amal–Chef Berri unterbreitete unterdessen einen neuen Vorschlag zur Freilassung der ausländischen Geiseln im Libanon. Er schlug vor, den israelischen Piloten, der nach dem Abschuß seiner Maschine am 16. Oktober von Amal gefangen genommen wurde, gegen palästinensische und libanesische Gefangene auszutauschen, die in Israel einsitzen. Im Gegenzug sollten Waite und die vier entführten Dozenten freikommen.
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