: „Leben arabischer Kinder nicht viel wert“
■ Hilfsorganisation ruft zum Schutz palästinensischer Kinder auf / Israelische Armee und Siedler töteten in zwei Jahren 159 Kinder
Jerusalem (afp/ap) - Die Hilfsorganisation „Save the Children“ hat zu einer internationalen Aktion zum Schutz jener palästinensischen Kinder aufgerufen, die Opfer der israelischen Repression sind. „Es ist dringend geboten, daß die internationale Gemeinschaft sich des Schutzes der palästinensischen Kinder annimmt“, lautet das Resümee von Anne Elizabeth Nixon, der Leiterin der Studiengruppe. Die Organisation legte jetzt einen 1000seitigen Bericht vor. Zwanzig Mitarbeiter, davon zehn Palästinenser, haben zwei Jahre lang in den besetzten Gebieten die Lage palästinensischer Kinder studiert. Das Projekt war von den schwedischen und US-amerikanischen Verbänden der Aktion „Save the Children“ (Rettet die Kinder) finanziert worden.
Ihrem Bericht zufolge sind in den ersten zwei Jahren der Intifada, des Volksaufstands in den besetzten Gebieten, 159 Palästinenser unter 16 Jahren von israelischen Militärs oder Siedlern getötet worden. Im Durchschnitt waren die Getöteten erst zehn Jahre alt. Von diesen zwischen dem 9. Dezember 1987 und dem 9. Dezember 1989 umgekommenen Kindern und Jugendlichen sind 94 Prozent von Soldaten getötet worden, allein 106 durch gezielte Schüsse. Das Forschungsteam schätzt die Zahl junger Palästinenser, die von den israelischen Sicherheitskräften verletzt worden sind, auf etwa 60.000.
Nach Zeugenaussagen von Familienangehörigen und palästinensischen Ärzten verstarben 39 Prozent der Kinder, weil sie aufgrund von Behinderungen durch die Armee nicht rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht werden konnten. „Viele israelische Soldaten sind der Meinung, daß das Leben eines palästinensischen Kindes nicht viel wert ist“, lautet das Ergebnis der Nachforschungen. „Save the Children“ hebt hervor, daß nur sehr selten die Verantwortlichen für den Tod eines Kindes von der Militärgerichtsbarkeit verurteilt worden sind. Diejenigen, die vor ein Gericht zitiert wurden, seien „wegen Fahrlässigkeit“ zu symbolischen Strafen verurteilt worden.
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