: Le Monde DIE ANDEREN
Moskau und die Golf-Krise
Die Haltung der UdSSR, wie Schewardnadse sie der UNO-Vollversammlung dargelegt hat, ist die härteste seit Beginn der Krise. Und sie geht über das hinaus, was Gorbatschow auf dem Helsinki-Gipfel gesagt hatte.
Der sowjetische Außenminister hat sich nicht damit begnügt, den ,Terrorakt' und ,großen Affront' der Kuwait-Invasion zu verurteilen, sondern er hat laut das Recht der Vereinten Nationen bekräftigt, ,aggressive Akte' notfalls mit Gewalt zu unterbinden. Es stimmt, daß diese Warnung in zweifacher Weise verstanden werden kann. Einerseits hat Schewardnadse wieder vom Generalstabsausschuß der UNO gesprochen, der von den Gründern der Organisation gewollt worden war.
Er hat dabei deutlich gemacht, daß er lieber für eine kollektiv beschlossene Militäroption unter der Aufsicht der UNO wäre. Aber er hat hinzugefügt, daß das Komitee zur Zeit nicht wirklich funktioniert, und erwähnt, daß wegen des Fehlens dieser kollektiven Aktion ,individuelle Aktionen gewisser Staaten' möglich seien ... Das ist vielleicht eine Art zu sagen, was man schon vermutete, nämlich daß die sowjetische Reaktion auf eine amerikanische militärische Initiative lediglich ,milde' sein werde.
Überraschungsschlag Saddams?
Es handelt sich um eine wahrhaft beeindruckende Eskalation, vor allem, wenn man sich die Konzentration irakischer Truppen in Kuwait vor Augen hält ... Die Hälfte von Saddams Armee ist nunmehr in dem besetzten Land versammelt. Was hat er damit im Sinn? ... Die nicht abreißenden Truppenverschiebungen haben besonders bei den Panzern einen hohen strategischen Preis für Bagdad. Das militärische Gerät verschleißt sich durch die Bewegungen in der Wüste außerordentlich stark. Zu wissen, was Saddam wirklich vorbereitet, ist jedoch unmöglich.
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